Deutschlandweit wandern jährlich rund 24.000.000 Tonerkartuschen über virtuelle und stationäre Ladentheken. In ihnen sind Rohstoffe wie Erdöl, Metalle und Ressourcen gebunden. Unter den verkauften Druckerkartuschen befinden sich Originaltoner der Druckerhersteller, wiederaufbereitete Toner, die wir bereits einem Nachhaltigkeits-Check unterzogen haben, und Nachbauten von Drittherstellern.
Toner-Nachbauten stehen heute im Fokus unseres Nachhaltigkeits-Checks. Spoiler: Sie sind höchst bedenklich.
Original-Toner und Toner-Nachbauten
Ohne originale Toner gäbe es keine Toner-Nachbauten, logisch, denn die Originalhersteller bringen Drucker auf den Markt und stellen für sie käufliches Druckerverbrauchsmaterial bereit. Druckerkartuschen sind ein extrem finanzkräftiges Business und die Druckerhersteller verdienen gut am Patronen-Markt. Dritthersteller wollen von diesem Markt profitieren und haben sich auf den Nachbau der originalen Kartuschen spezialisiert.
Was sind originale Tonerkartuschen?
Originaltoner erklären sich von selbst. Sie stammen aus den Werken der Druckerhersteller. Die Hersteller sind darauf bedacht, dass ihre Kartuschen als Originale eindeutig erkennbar sind und fügen ihnen Sicherheitsmerkmale und Siegel an. Zudem haben sie Patente auf die Tonerkartuschen, ihre Gehäuse, ihr Innenleben und auf die Technik angemeldet, die optimal auf die Drucker abgestimmt ist und zuverlässig hervorragende Druckergebnisse erzielt.
Was sind Toner-Nachbauten?
Toner-Nachbauten werden hingegen von Drittherstellern produziert, die meist ihre Werke in Fernost, insbesondere China, betreiben. Die Nachbauten, die auch Newbuild-Toner oder Newbuilts genannt werden, sind zu Druckern kompatibel und imitieren originale Toner, darum existieren für sie auch die Begriffe Toner-Imitate und Toner-Klone .
Für nachgebaute Toner werden neue Kartuschen aus Kunststoff und Metallen hergestellt und mit Tonerpulver gefüllt. Damit die nachgebauten Toner in Druckern erkannt werden, setzen die Fabrikanten neue Chips auf die Tonerkartuschen.
Gibt es bei Toner-Nachbauten Unterschiede?
Definitiv ja. Manche Toner-Imitate sind legal, andere illegal, andere werden mit gefälschten Zertifikaten ausgestattet.
Illegale, nachgebaute Toner sind beispielsweise solche, die die Patentrechte der Originalhersteller verletzen. Manche Produktfälscher fertigen Kartuschen mit gefälschten Logos der Hersteller an, um so stark wie möglich den Originalen zu ähneln. Selbst die Verpackung und die genannten Siegel und Sicherheitsmerkmale werden nachgestellt. Aber es sind auch patentverletzende Nachbauten auf dem Markt, die unter Eigenmarken vertrieben werden.
Legale Nachbauten werden so angefertigt, dass sie ohne Patentrechtsverletzungen in Druckern funktionieren. Sie werden unter eigenen Marken vertrieben und nicht als Originale ausgegeben, was sich auch bei der Verpackung widerspiegelt.
Einige Hersteller von Toner-Nachbauten statten ihre Kartuschen allerdings mit gefälschten Zertifikaten aus, die zeigen sollen, dass sie nach europäischen Gesetzen und Regularien hergestellt wurden und unbedenklich sind, was allerdings nicht den Tatsachen entspricht und die Nachbauten mindestens zu illegal eingeführten Tonern macht. Dadurch umgehen die Dritthersteller höhere Kosten für zertifiziertes Material und können stattdessen minderwertiges Material mit für Verbraucher nicht nachvollziehbaren Inhaltsstoffen verwenden. Einige dieser Stoffe sind häufig umweltbelastend und gesundheitsgefährdend, dazu später noch mehr.
Alle Toner-Nachbauten haben gemeinsam, dass sie wesentlich günstiger sind als Originaltoner, viele werden sogar zu Spottpreisen auf den Markt geschmissen. Du kannst übrigens davon ausgehen, dass mit den Preisen auch die Qualität und Umweltfreundlichkeit sinkt, was uns direkt zum nächsten Punkt führt.
Sind Toner-Nachbauten so leistungsfähig wie Originaltoner und wiederaufbereitete Originaltoner?
Ausnahmen gibt es, doch überwiegend sind Toner-Nachbauten von schlechter Qualität, was negative Konsequenzen für Umwelt und Klima hat. Drei Qualitätsprobleme sind hervorzuheben:
Qualitätsproblem 1 – Ausfälle und Gefahr für Drucker
Die Konstruktionen von Toner-Nachbauten stimmen nicht zu 100 Prozent mit der von Originaltonern überein, was zu Ausfällen und sogar zu Defekten an Druckern führen kann. Das bedeutet, dass nachgebaute Toner vor der erwarteten Laufzeit entsorgt und noch mehr Toner produziert werden müssen, was den Rohstoffverbrauch erhöht. Durch Nachbau-Toner beschädigte Drucker können manchmal nicht repariert werden und werden frühzeitig zu Elektroschrott, der oft schlecht und umweltgefährdend entsorgt wird.
Qualitätsproblem 2 – schlechte Ausdrucke
Die Druckqualität von Toner-Nachbauten kann nicht überzeugen, viele Ausdrucke zeigen Mängel. Das führt zu weiteren Ausdrucken, der Toner wird schneller leer und die Kartusche muss schneller ausgetauscht werden. Das führt zu mehr Müll, zusätzlich steigen Papierverbrauch und das Aufkommen von Papiermüll.
Qualitätsproblem 3 – geringere Toner-Ergiebigkeit
Das verwendete Tonerpulver von Nachbauten ist oft weniger ergiebig als das von Originaltonern oder das Tonerpulver, das Wiederaufbereiter verwenden. Dadurch verringert sich die Kapazität der Toner-Nachbauten im Vergleich zu neu produzierten und wiederaufbereiteten Originalen. Wiederum muss die Kartusche schneller ersetzt werden.
Diese drei Mängel führen dazu, dass durch Toner-Nachbauten mehr Rohstoffe und Ressourcen verbraucht werden als mit qualitativen Tonern von Druckerherstellern oder mit Tonern von vertrauenswürdigen Wiederaufbereitern. Außerdem entsteht sowohl durch die zu entsorgenden nachgebauten Toner als auch durch Fehldrucke mehr Müll.
Können Toner-Nachbauten wiederaufbereitet werden?
Definitiv nein, weder die legalen noch die illegalen eignen sich dafür. Das lässt sich unter anderem daran erkennen, dass ihre Hersteller keine Rücknahme-Systeme anbieten, weil sie mit den leeren Tonerkartuschen schlicht nichts anfangen können. Sie müssten sie vernichten, was ihnen ausschließlich Kosten verursachen würde.
Damit hängt zusammen, dass die wenigsten Dritthersteller für die in Europa gültige WEEE-Richtlinie registriert sind. Die Richtlinie regelt Vertrieb, Rücknahme und Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten, worunter Tonerkartuschen fallen. Das bedeutet wiederum, dass ein hoher Anteil der nachgebauten Tonerkartuschen illegal in die EU eingeführt wird.
Warum können Toner-Nachbauten nicht wiederaufbereitet werden?
Es gibt drei Gründe, weshalb Toner-Nachbauten nicht wiederaufbereitet werden können:
- ihre Qualität
- ihre Konstruktion
- das für sie verwendete Material
Mangelnde Qualität der Toner-Nachbauten
Der Dritthersteller-Markt unterliegt großen Preiskämpfen. Darum wird die Qualität der Nachbau-Kartuschen soweit vernachlässigt, dass viele von ihnen nicht oder gerade so die einmalige Nutzungsdauer überstehen, weil der verwendete, minderwertige Kunststoff den Belastungen im Drucker nicht standhält.
Die Wiederaufbereitung ergibt dadurch keinen Sinn, denn es müssten so viele Bauteile ersetzt werden, sodass am Ende die dafür aufgewendete Arbeit und die damit verbundenen Ressourcen und der Energiebedarf nicht gerechtfertigt wären. Zusätzlich ist mehr als fraglich, ob die Kartuschen ihre Arbeit einen weiteren, kompletten Lebenszyklus lang zufriedenstellend verrichten würden.
Unterschiede der Konstruktionsweise von Toner-Nachbauten
Das Innenleben von Toner-Nachbauten verhindert ebenfalls die Wiederaufbereitung. Der Aufbau der Kartuschen unterscheidet sich je nach Dritthersteller. Jeder Hersteller nutzt einen eigenen Lösungsweg, damit die nachgebauten Tonerkartuschen funktionieren. Das gilt selbst dann, wenn es sich um Kartuschen für dasselbe Druckermodell handelt.
Das bedeutet, dass Wiederaufbereiter für Produkte aller Dritthersteller – von denen es einige gibt – und on top für tausende verschiedene Toner-Nachbauten eigene Fertigungsstraßen aufbauen müssten. Das fräße Ressourcen, Platz und Energie und würde aufgrund der schlechten Qualität des Ausgangsmaterials ökologisch ins Negative laufen.
Giftiges Material der Toner-Nachbauten
Eine unüberwindbare Hürde fürs Wiederaufbereiten ist das Material, aus dem Toner-Nachbauten bestehen. Das betrifft sowohl die Kunststoffgehäuse als auch das verwendete Tonerpulver:
Viele Gehäuse von Toner-Nachbauten sind mit giftigen Stoffen belastet
Toner-Nachbauten sind oftmals giftig, genauer gesagt sitzen die Gifte im Kunststoff der Kartuschen. Das wurde vom TÜV Rheinland LGA beispielsweise für das Flammschutzmittel Decabromdiphenylether (DecaBDE) nachgewiesen. DecaBDE ist stark toxisch, gilt als potenziell krebserregend und ist in der Umwelt schwer abbaubar. Kommen werdende Mütter in den ersten Monaten einer Schwangerschaft mit DecaBDE in Kontakt, besteht die Gefahr, dass die embryonale Entwicklung gestört wird.
DecaBDE ist in der EU in Elektrogeräten bereits seit 2008 verboten, aber verschiedene Toner-Nachbauten, die für Stichproben 2018 von diversen deutschen Shops und von Online-Marktplätzen bezogen wurden, wiesen Werte von 100mg/kg bis zu 30.000 mg/kg auf. Zum Vergleich: Originalkartuschen zeigen nur Werte von < 5mg/kg und bewegen sich damit im erlaubten Rahmen.
Gifte im Tonerpulver von Toner-Nachbauten
Tonerpulver von Toner-Nachbauten sind nachgewiesen mit giftigen Stoffen kontaminiert, wie Stichproben des TÜV Rheinland LGA bestätigten. Dafür wurden im Frühjahr 2020 acht Toner-Nachbauten gekauft und das Tonerpulver untersucht. In allen acht Tonerpulvern waren die Werte von Kobalt, Benzol und Naphthalin übermäßig hoch.
Kobalt ist ein Schwermetall, das Atemwege belastet, Allergien auslösen und andere gesundheitliche Probleme verursachen kann, darüber hinaus ist es stark umweltschädlich.
Benzol ist eine flüchtige organische Verbindung, krebserregend und wird überwiegend über die Lunge aufgenommen. Naphthalin wird auch als Insektizid verwendet und riecht ähnlich wie Mottenkugeln. Es wird bereits bei Raumtemperaturen gasförmig, gilt als krebserzeugend und erbgutverändernd.
Die Gefahren giftiger Tonerpulver werden durch die Funktionsweise von Laserdruckern erhöht. Beim Druckvorgang wird der Toner erhitzt, damit er schmilzt und auf dem Druckerpapier fixiert werden kann. Die im Tonerpulver enthaltenen Giftstoffe dampfen dabei aus und gelangen in die Umgebungsluft. Menschen, die mit Toner-Nachbauten drucken, können daher einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt sein.
Zusammenfassend lassen die schlechte Qualität der Toner-Nachbauten, die unterschiedlichen Konstruktionsweisen durch die verschiedenen Dritthersteller und diverse Gifte im Kunststoff und im Tonerpulver es nicht zu, dass sie wiederaufbereitet werden können. Stattdessen müssen die Kartuschen als Sondermüll umsichtig entsorgt werden, damit Gifte nicht in die Umwelt gelangen.
Können Toner-Nachbauten stofflich recycelt werden?
Auch das ist nicht gegeben, selbst dann nicht, wenn die verwendeten Kunststoffe der Kartuschen nicht mit Giften kontaminiert wären.
Die Kunststoffe sind nicht sortenrein und dadurch lassen sich aus ihnen keine Rezyklate für andere Produkte oder Zwecke gewinnen. Fehlende Sortenreinheit ist übrigens ein generelles Problem des Plastikrecyclings, was sich auch beim Greenwashing von Verpackungsmüll-Recycling zeigt.
Toner-Nachbauten: Umweltproblem Produktionsbedingungen
Toner-Nachbauten belasten bereits während der Herstellung die Umwelt, denn sie werden in der Regel unter schlechteren Produktionsbedingungen hergestellt. Oftmals werden Produktionsländer gewählt, in denen geringe Umweltstandards gelten, um Kosten zu drücken. Es wird also von vielen Drittherstellern bewusst in Kauf genommen, dass umweltgefährdende Stoffe in Luft, Wasser und Böden gelangen.
Bedenkt man, dass sowohl viele Kunststoffe der Kartuschen als auch Tonerpulver mit höchst bedenklichen Giften versetzt sind, lässt sich das Ausmaß der Umweltgefahren erahnen, die während der Produktion von Toner-Nachbauten lauern. Der soziale Faktor, dass in den Produktionsstätten auch Arbeiter:innen den gefährlichen Stoffen ausgesetzt sind, macht die Beurteilung der Nachhaltigkeit von Toner-Nachbauten nicht besser.
Toner-Nachbauten: Umwelt- und Klimafaktor Transport
Transporte sind in den meisten Fällen für die Umwelt belastend und tragen zur globalen Klimaerwärmung bei. Je länger die Transportwege von Produkten ausfallen, desto größer sind die negativen Auswirkungen und desto schlechter steht es um ihre Einschätzung in puncto Nachhaltigkeit.
Toner-Nachbauten werden überwiegend in Fernost, bevorzugt in China, produziert. Von dort erreichen die Tonerkartuschen Europa üblicherweise auf dem Seeweg. Leider haben Containerschiffe eine schlechte Ökobilanz. Sie verbrauchen Schweröl, verursachen Abgase, es wird nach wie vor illegal Sludge verklappt und in die Ozeane geleitet. Zudem sind Containerschiffe für Meeresbewohner und Küsten eine Gefahr.
Containerschiffe verursachen außerdem enorme CO2-Emissionen und treiben die Klimakrise an. Wir haben bereits für diesen Blogbeitrag berechnet, dass das als Beispiel herangezogene Containerschiff UASC Barzan auf seinem 21.000 km langen Seeweg von China nach Deutschland insgesamt etwas mehr als 71.300 t CO2 ausstößt.
Angesichts der steigenden globalen Temperaturen im Mittel können wir es uns nicht leisten, blauäugig CO2-Emissionen in Kauf zu nehmen. Das gilt insbesondere für Produkte, die von schlechter Qualität sind und eine kurze Nutzungsdauer haben, worunter Toner-Nachbauten in aller Regel fallen, aber von weither importiert werden müssen.
Rohstoff-, Ressourcen und Energieverbrauch für Toner-Nachbauten
Für alle neu produzierten Tonerkartuschen müssen 1 bis 3 Liter Erdöl, Metalle und andere Rohstoffe und Stoffe aufgewendet werden. Zudem erfordert die Neuproduktion Energie, die derzeit noch zu einem großen Teil aus fossilen Brennstoffen erzeugt wird. Ein signifikanter Wasserverbrauch kommt hinzu. Darum ist wichtig, dass neue Tonerkartuschen qualitativ hochwertig sind und ihre Aufgabe voll erfüllen.
Wie wir aber herausgefunden haben, werden Toner-Nachbauten ausschließlich für einen einmaligen Gebrauch produziert, weisen eine hohe Fehlerquote auf und können nicht wiederaufbereitet oder stofflich verwertet werden. Das bedeutet, dass die investierten Ressourcen, Energie und Rohstoffe nicht gerechtfertigt sind.
Fazit: Toner-Nachbauten fallen beim Nachhaltigkeits-Check durch
Toner-Nachbauten verursachen eine Reihe von Umweltproblemen. Da sie häufig schneller versagen und öfter ersetzt werden müssen als neu produzierte oder wiederaufbereitete Tonerkartuschen führen sie zu mehr Abfall und zu mehr Verbrauch von Rohstoffen und Ressourcen. Toner-Nachbauten drucken sehr häufig schlecht, was zu einem höheren Papierverbrauch führt, aber auch dazu, dass die Kartuschen schneller ersetzt werden müssen, was ebenfalls Müllberge wachsen lässt. Die Herstellungsbedingungen von Toner-Nachbauten unterliegen oft geringen Umweltauflagen und es werden Luft, Wasser und Böden verschmutzt.
Die minderwertigen Materialien von Kartuschen und Tonerpulver sind häufig giftig, was eine Gefahr für Arbeiter:innen in den Fabriken der Dritthersteller, aber auch für die Umwelt in den Produktionsländern wie auch in den Exportländern darstellt – und natürlich auch die Gesundheit der Nutzer:innen bedroht. Die Transportemissionen in Form von Abgasen und CO2 sind aus den weit von Europa und Deutschland entfernt liegenden Ländern sehr hoch, umweltgefährdend und tragen zur rasanten Klimaerwärmung bei.
Originaltoner hingegen werden unter strengeren Umweltauflagen und unter besseren Bedingungen hergestellt, was dazu beiträgt, die Umweltbelastung zu reduzieren. Außerdem lässt ihre Qualität es zu, dass sie problemlos wiederaufbereitet werden können. Die Wiederaufbereiter von Tonerkartuschen unterliegen in Deutschland und Europa wiederum regelmäßigen Kontrollen und müssen Auflagen erfüllen, um (weiter)produzieren zu dürfen. Verantwortungsvolle Wiederaufbereiter setzen außerdem aus eigenem Antrieb und Verantwortung auf Materialien und Tonerpulver, die die Bedingungen für die Zertifikation durch den TÜV oder durch vergleichbare sowie andere Instanzen erfüllen.