Wir alle kennen den Schlag Mensch, der sich für jeden großen oder auch keinen Anlass ein neues Outfit zulegt, obwohl der Kleiderschrank längst seine Türen abwerfen will, weil die müden Scharniere die Kleiderberge kaum halten können. Wenn es sich dabei um Slow Fashion handelt, ist das für mich tolerierbar, aber viel zu viele greifen gedankenlos zu Kleidung mit lächerlich billigen Preisen, die zu Lasten von Umwelt, Klima und Mensch hergestellt werden.

Trotz oder gerade wegen dieser Billigpreise ist die Modeindustrie ein krasses Geschäft, weltweit wog der Umsatz 1,37 Billionen Euro schwer im Jahr 2022. Noch mehr Wachstum wird anhand von Prognosen für den globalen Umsatz in den nächsten Jahren erwartet.

Diesen kranken textilen Konsum befeuern Online-Shops und stationärer Handel mit jährlich tausenden Kollektionen zu extrem günstigen Preisen für T-Shirts, Jacken, Hosen, Jeans, Röcke und Co. Doch es gibt einen nachhaltigen Gegenentwurf: Slow Fashion.

Was ist Slow Fashion?

Slow Fashion („langsame Kleidung“) ist zu gut deutsch nachhaltige Mode. Sie stammt von Produzent:innen, für die Umweltbewusstsein, Bio und Fairness Grundpfeiler ihrer Firmenphilosophie sind. 

Das Design von Slow Fashion richtet sich nicht nach kurzlebigen Trends und massenhaftem Konsum, sondern versucht zeitlos zu sein, aber auch extravagante Kleidungsstücke sind in den wohl dosierten Slow Fashion Kollektionen zu finden.

Die hohe Qualität von nachhaltiger Kleidung sorgt dafür, dass Slow Fashion über Jahre haltbar ist. Das ist auch der dahinterstehende Gedanke: Kleidung soll wieder wertgeschätzt und lange getragen werden, statt nach kurzer Tragedauer in den Müll zu wandern. 

Die Hersteller:innen setzen auf eine kundennahe Produktion innerhalb Europas, um umweltbelastende Transportwege möglichst kurz halten. Für nachhaltige Kleidung werden außerdem Materialien und Stoffe ausgewählt, die möglichst haltbar und natürlich sind und aus dem Bio-Anbau stammen: Bio-Baumwolle, Bio-Flachs und Bio-Hanf statt Polyester und Nylon. 

Eine nachvollziehbare, schonende Herstellung der Stoffe, Garne und anderer Materialien ist ein Merkmal der nachhaltigen Mode. Auch Recyclingmaterialien wie recycelte Baumwolle oder Garne aus recycelten Synthetikfasern sind in Slow Fashion-Nähereien keine Seltenheit. 

Bei der Produktion von Slow Fashion wird übrigens auf faire und gute Arbeitsbedingungen für die Arbeiter:innen und Näher:innen geachtet, sie werden angemessen bezahlt und sind sozialversichert. Daher rührt auch der synonyme Begriff faire Mode.

In Summe schont nachhaltige Mode Ressourcen, entlastet die Umwelt und macht Slow Fashion zur ökologischen Alternative zu Fast Fashion, die sich gegen maximierte Gewinne und massenhaften Konsum richtet. Außerdem sorgt sie für soziale und faire Arbeitsbedingungen innerhalb der Modeindustrie.

Selbst wenn nicht jedes nachhaltige Modelabel astrein alle Ansprüche der Nachhaltigkeit erfüllt oder erfüllen kann, sind die positiven Effekte von Slow Fashion umfangreich. Um das Ausmaß zu verstehen, muss man die Mechanismen von Fast Fashion und ihre Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und Klima kennen.

Fast Fashion: die schnelllebige (Mode-)Sünde

Fast Fashion („schnelle Kleidung“) begegnet dir in jeder Fußgängerzone und in jedem Shopping-Center. Jede:r kennt die Marken, fast jede:r hatte im Laufe seines Lebens mindestens ein Teil dieser Modeketten in der Hand und meistens auch am Leib. Auf der Suche nach neuen Klamotten im Internet tauchen die dazugehörenden Online-Shops garantiert in den Suchergebnissen auf.

Im Gegensatz zu Slow Fashion-Produzenten setzen Fast Fashion-Ketten bei ihren Produkten auf billige Materialien und Stoffe, billige Herstellung und billige Preise, damit möglichst viele Menschen möglichst oft neue Klamotten kaufen. Diese sind nur für den kurzen Gebrauch konzipiert und die Hersteller werfen mit Kalkül am fortlaufenden Band Kollektionen auf den Markt. Qualität spielt dabei eine untergeordnete Rolle. 

Die Hauptzielgruppe sind Leute zwischen 15 und 25 Jahre, die noch am Anfang ihres Berufswegs stehen. Sie haben eine hohe Kaufkraft, einige müssen aber aufs Geld schauen und geben gerne wenig für ein Teil aus, kaufen dafür aber umso lieber mehrere verschiedene Kleidungsstücke. Außerdem ist die Lust aufs Ausprobieren von Mode noch größer als bei älteren Zielgruppen, die sich bereits auf ihren persönlichen Stil festgelegt haben, aber natürlich werden auch die bedient. Man will ja keine Profite auf der Strecke liegen lassen.

Die reine Kauflust, wenn nicht gar Kaufsucht und das damit einhergehende High, führen dazu, dass neue Kleidung geshoppt wird, obwohl das Gegenteil von Bedarf vorhanden ist. Permanente Offline- und Online-Werbung der Fast-Fashion-Ketten erinnern konstant an den vor der Nase liegenden Glücksrausch durch neue Oberteile, Jäckchen oder Schuhe, bis zugegriffen wird und sich die Kassen der Shops weiter füllen. Dass noch Sachen von der letzten Bestellung mit Preisschild in der Kommode liegen – geschenkt. TikToker und Influencer anderer Social Medias unterstützen diese Hypes bewusst oder ahnungslos mit gefilmten Shoppingtouren und Unboxings.

Achtung Greenwashing

An dieser Stelle muss ich kurz auf Greenwashing eingehen. Es ist leider Tatsache, dass sich immer mehr Modelabel ihre Welt so „grün“ schreiben, wie sie sich Verbraucher:innen wünschen, und damit Marketing betreiben. Doch nicht alles von dem, was Modemarken kommunizieren, entspricht der Wahrheit bzw. sind die Worte so geschickt und manipulierend gewählt und von Rechtsabteilungen geprüft, dass sie uns täuschen, aber inhaltlich nur schwer anfechtbar sind. 

Einige Ketten nehmen beispielsweise Altkleider an und suggerieren, dass daraus neue Kleidung mit Recyclinganteil entstehen würde. Allerdings wird der recycelte Anteil in Kleidung selten aus Altkleidern gewonnen, sondern stammt wahrscheinlicher von Plastikflaschen. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen und zu recherchieren. Mehr dazu erfährst du in der ZDF-Doku „Vom Klamotten-Kaufrausch zum Altkleider-Müllberg: Warum Recycling bei Fast Fashion nicht klappt“:

Noch mehr. Noch schneller. Noch schlechter.

Im Online-Handel werden von den schlimmsten Modeverbrechern für steigende Verkaufszahlen geschickte Produktbilder produziert, nein, gefaked. Die Bilder zeigen Kleidungsstücke, die mit der tatsächlichen Ware wenig gemeinsam haben. Endlich angekommen und ausgepackt enttäuschen sie auf ganzer Linie. 

Eine Retoure der Produkte ist je nach Händler teuer und umständlich und würde oft zurück nach China oder in ein anderes Billigproduktionsland führen, sodass sich viele lieber dafür entscheiden, die Klamotten und die darin steckenden Ressourcen direkt nach der Lieferung nach einer Anprobe zu entsorgen. Vielleicht ist das sogar besser, weil so wenigstens der umweltbelastende Transport wegfällt und die Kleidung ohnehin weggeworfen würde.

Entspricht die Ware mehr oder weniger den Erwartungen, hält sie den normalen Belastungen im Alltag meist nicht stand. Wenige Waschgänge setzen obendrein den billigen Stoffen so zu, dass man die Klamotten nur noch als Putzlappen verwenden möchte.

Richtig pervers ist, dass einige Online-Shops und ihre dahinter steckenden Produzenten auf sogenannte „Real Time Fashion“ setzen. Dafür werden Kollektionen mit einem Verfallsdatum von maximal 90 Tagen verkauft – und zwar nicht drei oder vier, sondern hunderte pro Monat! Um das zu schaffen, werden geringe Stückzahlen von Designs angefertigt. Was sich davon gut verkauft, wird für kurze Zeit nachproduziert, aber die nächsten Designs stehen bereits in den Startlöchern und sollen sehr bald das konsumwillige Publikum zu neuen Käufen verlocken. 

Überwiegend wird Fast Fashion übrigens in Fernost produziert, dort, wo die Arbeitskraft – du ahnst es – billig ist und Gesetze und Kontrollmechanismen pro Umweltschutz und Arbeitsschutz kaum vorhanden sind.

Die 3 größten Probleme von Fast Fashion 

Durch die Art und Weise, wie das pathologische Fast Fashion-Konzept funktioniert, birgt es drei große Probleme:

Fast Fashion Problem 1: Umweltbelastung

Baumwollproduktion
Die Baumwollproduktion ist sehr wasserintensiv, Wasser, das in manchen Gegenden dringend für den Anbau von Getreide und für Mensch und Tierwelt benötigt wird. Außerdem werden Baumwollfelder mit Düngern und Pestiziden behandelt, die in Böden und ins Grundwasser gelangen und nicht nur der Tier- und Insektenwelt, sondern auch Menschen auf den Feldern und in der Umgebung schaden. Und natürlich brauchen Baumwollfelder Platz, wofür Naturräume zerstört werden.

Stoffe aus Kunststofffasern
Polyester, Polyamid, Polyacryl und Nylon werden für Fast Fashion bevorzugt. Diese synthetischen Fasern bestehen aus Kunststoff und dieser wiederum aus Erdöl. Durch die immer risikoreichere Förderung von Erdöl gelangt es in die Umwelt. Dafür braucht es kein riesiges Unglück wie das der Bohrplattform Deepwater Horizon 2010, wo 87 Tage lang Erdöl ins Meer floss. Es genügen die vielen, kleinen Vorfälle und Havarien, von denen wir gar nichts mitbekommen.

Plastik ist generell eine Umweltbelastung, Kleidung aus synthetischen Fasern ist da keine Ausnahme. Sie gibt bei jedem Waschgang Mikroplastik ab, das sich mittlerweile auf der ganzen Welt verteilt hat, selbst in der Antarktis wurde es bereits nachgewiesen. Jährlich gelangen schätzungsweise 0,5 Millionen Tonnen Mikroplastik in die Ozeane. Es gibt keinen Lebensbereich, der nicht mit Mikroplastik verseucht ist, einschließlich Nahrung und Wasser, die wir zu uns nehmen. Fast Fashion verstärkt das Problem massiv.

Herstellung der Stoffe
Sowohl Baumwollproduktion, als auch die Produktion von synthetischen Fasern geht mit einem hohen Wasserverbrauch einher. Im Material für ein T-Shirt aus Baumwolle stecken bereits 2.700 Liter Wasser. Aber nicht nur der Verbrauch von Wasser, sondern auch die Behandlung von Stoffen ist ein Problem.

Denn Textilien werden gefärbt, gebleicht, für die Verbesserung ihrer Eigenschaften veredelt und bedruckt. Umweltaspekte ziehen bei Fast Fashion klar den Kürzeren. Umweltschonende, nachhaltige Behandlungen der Textilien sind daher kaum anzutreffen und für den Preiskampf auch einfach zu teuer. Rund 6.500 verschiedene Chemikalien kommen bei der Textilproduktion zum Einsatz, die enorme Mengen Wasser verschmutzen. Das Färben von 1 kg Garn verseucht bereits 60 Liter Wasser mit Chemikalien. Viele Chemikalien sind übrigens gefährlich, gesundheitsschädigend und giftig für die Umwelt, teils enthält Chemie für Textilbehandlungen Schwermetalle wie Arsen und Cadmium. 

Entsorgung von Kleidung
Fast Fashion-Klamotten werden nur kurze Zeit getragen, auch weil die Qualität nicht mehr hergibt. Also landen monumentale Massen von Kleidung im Müll. Das bedeutet wiederum, dass durch den hohen Anteil Kunstfasern der Fast Fashion riesige Mengen Plastik entsorgt werden müssen. Der Altkleidercontainer steht bereit, aber schrottige, kaputte Kleidung wollen weder hiesige Sozialkaufhäuser und Hilfsstellen, noch Menschen im Ausland. Zum Recycling eignen sich die Fast Fashion-Klamotten in den wenigsten Fällen, beklagen Textil-Recycler, weil sie meist nicht aus Baumwolle, sondern aus Synthetikfasern bestehen.

Fast Fashion Altkleider in der Natur - Grund für Slow Fashion
Fast Fashion-Altkleider in der Natur – noch ein Grund mehr für Slow Fashion

Altkleider landen übrigens oft in Osteuropa und Afrika, wo schlecht erhaltene Kleidung und damit überwiegend Fast Fashion verbrannt wird. Manchmal landen die Klamotten aber auch in bulgarischen Holzöfen zum Heizen und die Chemiefasern bilden giftige, krankmachende Dämpfe. Altkleidung verfeuern ist halt für die arme Bevölkerung billiger als vernünftiges Brennmaterial, es gibt ja genug Textilmüll. 

Illegal in der Umwelt entsorgte Kleidung macht darüber hinaus Schlagzeilen, beispielsweise 2021 der wachsende Kleiderberg bestehend aus aussortierten Klamotten in der chilenischen Atacama-Wüste

Also produzieren die Profitgier der Bekleidungsindustrie und die Konsumgeilheit der westlichen Welt wieder einmal unnötigen Dreck, der unseren Planeten belastet.

Fast Fashion Problem 2: CO2-Emissionen

Jährlich 4 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen – das ist von der Produktion der Rohstoffe bis hin zur Entsorgung von Bekleidung die Kohlenstoffdioxid-Bilanz der Mode- und Schuhindustrie. In die Berechnung der CO2-Emissionen fließen die Transportwege beispielsweise aus Bangladesch, Pakistan, China oder Indien ein, bevorzugte Produktionsländer, aus denen Kleidung teils 20.000 km Seeweg nach Europa zurücklegen muss. 

4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid, wow. Das entspricht 8 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes. Angekurbelt durch Fast Fashion verursacht die Modeindustrie damit deutlich mehr Emissionen als der weltweite Schiffsverkehr und Flugverkehr zusammengenommen.

Fast Fashion Problem 3: moderne Sklaverei

Soziale Ausbeutung ist in der Fast Fashion Produktion Gang und Gebe. Die billigen Preise sind auch nicht anders zu erreichen. Selbst Kinderarbeit ist nach wie vor im Spiel.

Die Arbeiter:innen in Billiglohnländern müssen in Textilfabriken übermäßig lange Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden täglich, kaum Pausen und wenige freie Tage hinnehmen und werden mit schlechter Bezahlung abgespeist. Beispielsweise verdient ein:e Näher:in in Bangladesh 35-40 Euro pro Monat, was nicht für den kompletten Lebensunterhalt ausreichend ist. Die Fabriken sind obendrein teils baufällig und Brandschutzmängel sind keine Seltenheit. In anderen Ländern sieht es ähnlich aus.

Bei der Produktion der Materialien, Stoffe und Garne sind Arbeiter:innen den vorhin erwähnten Giftstoffen ausgesetzt, die beim Bleichen, Färben, Veredeln und Bedrucken zum Einsatz kommen. Doch bereits auf den Baumwollfeldern fangen die Gefahren für die Gesundheit der Billiglohnsklaven an. Mit unzureichender Schutzausrüstung müssen sie Dünger und Pestizide ausbringen, wodurch sie wie auch die in der Nähe lebende Bevölkerung krank werden.

Festanstellungen, Gewerkschaften oder gar Rentenansprüche? In den meisten Billiglohnländern sind das keine Optionen für Arbeiter:innen. Dafür gibt es Berichte von Gewalt gegen sie, wenn sie sich für bessere Bedingungen einsetzen, oder weil sie einfach anwesend sind und ihrer Arbeit nachgehen, Beschimpfungen und sexuelle Übergriffe inklusive.

10 Vorteile von Slow Fashion

Warum ein Shirt für 3 Euro nicht nachhaltig und fair produziert sein kann, ist spätestens jetzt klar. Umso erleichternder ist es, dass man sich beim Klamottenkauf bewusst dagegen entscheiden und einen verantwortungsvollen Weg einschlagen kann. Die zehn wichtigsten Vorteile von Slow Fashion sollten es noch einfacher machen, Mode alternativ zu shoppen:

1 – Du wählst Mode bewusst aus

Statt in einem x-beliebigen Shop ein x-beliebiges Kleidungsstück zu kaufen, beschäftigst du dich bewusst und „slow“ mit den Produzent:innen, der Herstellung, den Materialien, der Qualität und den Hintergründen der einzelnen Unternehmen. Dann wählst du bewusst Kleidung für dich aus, die dich lange begleiten soll. Dieser entschleunigte Konsum hat ökologische Vorteile und gibt dir berechtigt ein gutes Gefühl. Zusätzlich kannst du Lockangebote beim Shoppen ignorieren und holst dadurch die Zeit locker wieder rein, die du für die Auswahl deiner nachhaltigen Lieblingsshops und deiner Lieblingsteile aufwendest.

2 – Du hast Kleidung für viele Jahre

Slow Fashion steht für Haltbarkeit und qualitative Produktion. Daher kannst du dich an den sorgfältig ausgewählten Stücken viele Jahre erfreuen und ersparst dir ärgerliche Erlebnisse mit Kleidung, die nach kurzer Zeit auseinanderfällt oder einfach unansehnlich aussieht.

3 – Du sparst Geld 

Durch den bewussten Umgang mit Kleidung widerstehst du Spontankäufen, du brauchst durch die Langlebigkeit deiner Klamotten weniger neue Sachen und gibst in Summe weniger aus. Kosten für Retouren reduzieren sich zusätzlich.

4 – Du reduzierst deinen ökologischen Fußabdruck

Nachhaltige Materialien und kundennahe Produktion: Mit Slow Fashion schonst du Rohstoffe, verringerst du CO2-Emissionen, trägst zum Klimaschutz bei und ersparst dem Planeten unnötige Umweltbelastungen. Außerdem kaufen Konsumenten von Slow Fashion tendenziell weniger Kleidung, was für sich selbst genommen positiv ist.

5 – Du schützt Gewässer

Slow Fashion bedeutet, dass die Materialien schonend behandelt werden. Viele Produzenten von nachhaltiger Mode haben eigene Wasseraufbereitungsanlagen, sodass die verwendeten Chemikalien herausgefiltert und zurückgehalten werden. Bei Billigproduktionen besteht immer die realistische Gefahr, dass verseuchtes Wasser ungereinigt in die Kanalisation, die Natur oder direkt in ein Gewässer geleitet wird.

6 – Du sparst Wasser

Wasser ist ein wertvolles Gut, das in vielen Regionen der Welt knapp ist und nicht einfach aus der Leitung kommt. Der Anbau von Baumwolle, Hanf und Flachs geht nicht ohne Wasser, aber durch deinen bewussten Kauf von nachhaltiger Kleidung wird weniger davon verbraucht.

7 – Du unterstützt faire Bedingungen

Statt durch Billigkleidung die schlechten Bedingungen für Feldarbeiter:innen, Näher:innen und andere Arbeiter:innen in der Textilbranche in Billiglohnländern zu fördern, unterstützt du Unternehmen, die ihre Arbeitskräfte fair behandeln, vernünftig bezahlen und für gute Arbeitsplätze sorgen.

8 – Du unterstützt ökologische Unternehmen

Produzent:innen von Slow Fashion sind um die Umwelt und das Klima besorgt und arbeiten so ökologisch wie möglich. Sie achten auch darauf, dass Zulieferer ihre hohen Ansprüche erfüllen, was weitere verantwortungsvolle Unternehmen unterstützt.

9 – Dein Kleiderschrank ist gut sortiert statt überfüllt

Weil dir klar ist, dass in deiner Kleidung Ressourcen stecken, die möglichst lange genutzt werden müssen, ist dein Kleiderschrank leicht in Ordnung zu halten, die Kleidung ist gut kombinierbar und dir kommen beim Öffnen des Schranks keine Klamotten entgegen, die du zum Großteil eh nie wieder tragen wirst.

10 – Du schützt deine Gesundheit

Die Haut ist das größte Organ des Körpers und wir tragen die meiste Zeit unseres Lebens Kleidung auf ihr. Daher ist es auch für deine Gesundheit eine gute Entscheidung, Stoffe zu tragen, deren Rohstoffe biologisch angebaut, sparsam behandelt und umweltschonend hergestellt wurden. Außerdem bieten sie ein besseres Hautgefühl und lassen dich weniger schwitzen.

3 Vorurteile über Slow Fashion

Mit Kleidung hängt man nicht nur abends auf dem Sofa ab und zieht sich eine Serie rein, sondern man muss sich mit ihr in der Öffentlichkeit blicken lassen. Slow Fashion ist diesbezüglich und mit anderen Vorurteilen konfrontiert:

Vorurteil 1 – Slow Fashion sieht doch voll öko aus!

Slow Fashion sieht so öko aus, wie du sie wählst. Das Angebot reicht von sehr stilvoller, zeitloser Mode über Klamotten, denen man nicht ansieht, dass es sich um faire Mode handelt, bis hin zu Kleidung für Alternative, die auch wollen, dass man an ihrer Kleidung ihre Lebenseinstellung erkennt. Viele Slow Fashion-Kollektionen sind rein optisch nicht von regulärer, guter Kleidung zu unterscheiden, abgesehen von der guten Qualität, die durchaus wahrnehmbar ist.

Vorurteil 2 – Slow Fashion ist schweineteuer!

Es ist schon richtig, dass du für Kleidung, die nachhaltig produziert wurde, im Vergleich zu Fast Fashion mehr Geld ausgeben musst. Dafür schonst du die Umwelt, reduzierst CO2-Emissionen und weißt, dass für das Shirt, das du gerade anhast, niemand ausgebeutet wurde. Im Vergleich zu Markenklamotten großer Modelabel abseits von Fast Fashion, bei denen du eher Marketing und Führungsetagen mitbezahlst statt faire, ökologische Produktionsprozesse, sind die Preise dagegen auf ähnlichem Niveau oder Slow Fashion sogar günstiger. Wenn du deinen Kleiderschrank nach und nach auf Slow Fashion umstellst und bewusst deinen Kleiderkonsum aufs Notwendige plus ein paar Treats reduzierst, gibst du am Ende weniger aus.

Vorurteil 3 – Nachhaltige Kleidung finde ich nur online!

Das war vor einigen Jahren vielleicht noch richtig. Heute findest du in nahezu jeder größeren Stadt Geschäfte, die nur faire Mode und nachhaltige Marken im Sortiment führen. Daher ist es für dich relativ problemlos möglich, stationär Slow Fashion zu besorgen, wenn du der Typ bist, der Kleidung anfassen und anprobieren will. Die Inhaber:innen können dir in der Regel zu den von ihnen geführten Labels Details erzählen und achten selbst darauf, dass sie nur Ware anbieten, die unter guten Arbeitsbedingungen und umweltschonend hergestellt wurde.

Woran erkenne ich faire Mode?

Das ist gar nicht so einfach, aber auch nicht allzu kompliziert. Einerseits gibt es Communitys in den sozialen Medien, die Labels auf Herz und Nieren bzw. auf Stoff und Faden sowie auf Nachhaltigkeit und Fairtrade prüfen. Andererseits kannst du dich vor allem auf zwei Siegel verlassen, die nachhaltige, faire Mode bescheinigen:

Slow Fashion Siegel GOTS

Ein weißes Hemd auf grünem Grund – so sieht das GOTS Textil-Siegel aus. GOTS steht für Global Organic Textile Standard. Hier wird die gesamte Lieferkette von Textilien berücksichtigt. Zum Tragen kommen für das Siegel soziale als auch ökologische Aspekte.

Auf der Webseite der Global Standard gemeinnützige GmbH steht dazu, Zitat:

„Der Global Organic Textile Standard (GOTS) wurde von führenden Standardsetzern entwickelt, um weltweit anerkannte Anforderungen für Bio-Textilien zu definieren. Von der Ernte der Rohstoffe über die umwelt- und sozialverträgliche Herstellung bis hin zur Kennzeichnung bieten GOTS-zertifizierte Textilien eine glaubwürdige Sicherheit für Verbraucherinnen und Verbraucher.“

Quelle: https://global-standard.org/de

Slow Fashion Siegel IVN Best

Besonders strenge Kriterien setzt das internationale Siegel IVN Best an. Das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) wird nur für Textilien ausgegeben, die zertifiziert aus 100 Prozent Bio-Naturfasern und Rohstoffen bestehen. Es dürfen an keiner Stelle der Produktion gesundheitsgefährdende, umweltschädliche und nicht abbaubare Substanzen eingesetzt werden. Auch die sozialen Aspekte werden vom IVN geprüft und unangekündigt kontrolliert. Mehr zum IVN Best Siegel erfährst du auf der Webseite des IVN.

Achtung – gefälschte Zertifikate!

Besonders skrupellose Unternehmen haben genügend kriminelle Energie in sich, um den „Öko-Markt“ mit gefälschten Zertifikaten und Siegeln zu erschließen und Verbraucher:innen zu narren. In Wahrheit liefern sie nichts davon ab. Wenn du also auf Angebote triffst, die preislich so gut sind, dass sie wahrscheinlich nicht die Kosten für nachhaltige Mode gewinnbringend decken, dann vertraue auf deine feinen Antennen und forsche nach.  

Wie setzt man Slow Fashion um?

Einfach anfangen! Kaufe bewusst und verantwortungsvoll faire Kleidung mit Slow Fashion-Siegel. Kleidungsstück für Kleidungsstück gelingt der Umstieg auch mit kleinem Budget. 

Es ist aber zu kurz gedacht, bei Slow Fashion nur an neue, fair produzierte Mode zu denken, denn Slow Fashion ist auch Kritik am unnatürlichen Konsum. Sie bedeutet also auch, dass Kleidung gebraucht gekauft, getauscht oder beispielsweise für besondere Anlässe ausgeliehen wird. 

Auf den üblichen Portalen für private Verkäufe findest du Fairtrade-Mode zu moderaten Preisen. Dort kannst du auch deine eigenen Klamotten anbieten, womit ich zum nächsten Punkt komme:

Wie kann ich zur Slow Fashion-Bewegung beitragen?

Für jedes Kleidungsstück werden Rohstoffe und Ressourcen verbraucht, am besten und umweltfreundlichsten ist deswegen Kleidung, die erst gar nicht produziert und verkauft wird. Der weltweit vorhandene Überschuss an Klamotten würde sowieso bereits die gesamte Weltbevölkerung für vermutlich fünf Jahre einkleiden.

Die Slow Fashion-Bewegung möchte erreichen, dass alle Klamotten möglichst lange getragen werden, auch die, die nicht nachhaltig hergestellt wurden, damit die Nachfrage nach neuer Kleidung sinkt und die Produktion sich an den tatsächlichen Bedarf angleicht. 

Die vier nachfolgenden Tipps unterstützen dich bei deinem Beitrag zur Slow Fashion-Bewegung:

Tipp 1: Kleidung verschenken, tauschen, teilen

Mistest du deinen Kleiderschrank aus, biete die Klamotten im Freundeskreis an, ganz gleich, ob faire Mode oder konventionelle. Ihr könnt auch Kleidung tauschen und teilen. 

Tipp 2: Klamotten weitergeben und verkaufen

Flohmärkte, Second-Hand-Geschäfte, Kleinanzeigen und Gebrauchtwaren-Portale wie die “elektronische Bucht” *zwinker*, aber auch Sozialkaufhäuser sind weitere Möglichkeiten, um gut erhaltene Klamotten sinnvoll weiterzugeben. 

Tipp 3: Vintage-Klamotten kaufen

Wo man Kleidung loswerden kann, kann sie oft auch gekauft werden. Darum schau dich auf Second-Hand-Märkten und Online-Plattformen für Vintage-Kleidung um, mit etwas Glück ist sogar ein tolles Fairtrade-Teil dabei.

Tipp 4: Kleidung reparieren

Slow Fashion ist super verarbeitet und hat hohe Qualität. Trotzdem kann sich mal eine Naht lösen. Durch Missgeschicke bekommen die besten Klamotten einen Riss. Wegwerfen ist dann die schlechteste Lösung und hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. Reparieren dagegen schon, was für jede Art von Kleidung gilt. Einiges kannst du selbst flicken und es geht oft schneller und einfacher, als du denkst. Familie, Freunde oder Bekannte mit Näherfahrung helfen meist gern mit Nadel und Faden aus und Schneidereien verlangen für kleine Reparaturen nicht allzu viel, haben aber auch bei komplizierteren Fällen Ideen und Lösungen und setzen sie für dich um.

Fazit: Exit Fast Fashion now!

Weil du es bis hierhin durchgehalten hast, belohne ich dich mit einem kurzen Gedankenschluss: Slow Fashion bedeutet die Entschleunigung von Konsum, bewusstes Auswählen und Kaufen von Kleidungsstücken sowie verantwortungsvollen Umgang mit Kleidung und den dafür aufgewendeten Rohstoffen und Ressourcen.

Konzepte wie Fast Fashion und Real Time Fashion werden den globalen Zuständen unseres Planeten nicht gerecht und gefährden eine lebenswerte Zukunft durch textile Müllberge. Daher ist es Zeit, sich für Slow Fashion mit Siegel und damit aktiv für Umweltschutz, Klimaschutz und faire Arbeitsbedingungen in der produzierenden Modebranche einzusetzen. 

Sag’s auch deinen Freund:innen: Exit Fast Fashion now und kauf’ nur, was du wirklich brauchst und das auch möglichst aus nachhaltiger Produktion!

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Titelbild: © tilialucida / shutterstock.com – Bild im Beitrag: © Srdjan Randjelovic / shutterstock.com