Die Doku des Hessischen Rundfunks bietet dir inspirierende Einblicke in den ersten Unverpacktladen in Frankfurt am Main. Du erlebst die drei sympathischen Gründerinnen Jenny, Christine und Franziska, die mit dem Laden „gramm.genau“ ein faires, nachhaltiges und plastikfreies Einkaufen ermöglichen, ein Angebot, das sie zuvor an ihrem Standort vermisst und einfach selbst in die Hand genommen haben. Sie verfolgen dabei keineswegs ein eiskaltes Geschäftsmodell, sondern ihre persönlichen Überzeugungen, um eine bessere Welt zu schaffen.
Unverpacktladen mit Konzept
Die drei Gründerinnen zeigen, wie Einkaufen in „gramm.genau“ funktioniert und wie sie die Hürden für Kaufwillige möglichst niedrig halten. Sie achten im Laden wie auch bei ihren Zuliefer:innen auf nachhaltige und plastikfreie Verpackungen. Falls es in Ausnahmefällen nicht ganz ohne Plastik geht, finden sie dafür umweltschonende Lösungen.
Das Geheimnis des Erfolgs ihres Unverpacktladens ist wahrscheinlich das authentische Auftreten der jungen Frauen, mit denen man gerne befreundet wäre. Doch das Konzept ist ausgeklügelt und profitiert von der Vielfalt an beruflichen Hintergründen der Betreiberinnen.
Ein in den Shop integriertes Zero-Waste-Café mit Backwaren und Tagesgerichten sorgt für eine offene, freundliche Atmosphäre, die zum Austausch der gleichgesinnten Gäste einlädt. Ich würde mich jedenfalls sofort dazu setzen und plaudern. Sollten nicht alle zubereiteten Angebote Abnehmer:innen gefunden haben, werden sie übrigens kurz vor Ladenschluss vergünstigt über ein App-System abgegeben. Lebensmittel mussten bisher noch nie entsorgt werden, so stelle ich mir nachhaltigen Umgang mit Nahrung vor.
Die Betreiberinnen nehmen sich auch Zeit für die Beratung ihrer Kund:innen und geben beispielsweise Tipps für die Zubereitung von Lebensmitteln, die sonst oft auf Verpackungen zu finden sind. Ist ja auch gleich viel angenehmer, als fünfmal nachzulesen, wie das nochmal ging.
Nach Ladenschluss ist für die Frauen oft noch nicht Schluss. Stattdessen veranstalten sie mit Unterstützung von Dritten Workshops zu nachhaltigen Themen für Interessierte, Schulklassen und für Kindergeburtstage. Im Mittelpunkt steht stets das plastikfreie Leben und vor allem eine alltagstaugliche Umsetzung, ohne dogmatisch zu sein.
Kurze Transporte – umweltfreundliche Anlieferung
Weite Wege verschlechtern die Ökobilanz von Produkten, das wissen natürlich auch Jenny, Christine und Franziska. Daher achten sie auf möglichst kurze Transporte in allen Bereichen. Sie beziehen beispielsweise Quinoa aus deutschem Anbau. Statt aus Südamerika mit tausende Kilometer weitem, klima- und umweltbelastendem Transport erhalten sie „das Korn der Inka“ aus dem Odenwald. Der Film macht zu den hessischen Landwirten einen interessanten Abstecher, die nach der Ernte ihr Quinoa in große Papiersäcke abfüllen und persönlich an Abnehmer:innen aus der Region liefern.
Nicht nur bei den Transportstrecken ihrer Produkte haben die Gründerinnen einen Blick auf Umweltfreundlichkeit, sondern auch bei den gewählten Transportmitteln für innerörtliche Anlieferungen und ihre eigenen Serviceangebote. Kuchen und Menüs werden in Frankfurt zubereitet und per Lastenrad in den Laden gebracht. Falls im „gramm.genau“ Bestellungen eingehen, werden diese per Lastenrad-Kurier zu den Kund:innen gefahren. Für Unternehmen ist es möglich, plastikfrei verpackte, verzehrfertige Snacks für Meetings zu erhalten. Für solche Auslieferungen steigen die Gründerinnen auch selbst aufs Fahrrad.
Gemeinsam für eine nachhaltigere Zukunft
Jenny, Christine und Franziska sind Überzeugungstäterinnen, die sich nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere einsetzen. Mittlerweile haben weitere Unverpacktläden in Frankfurt eröffnet. Statt in Konkurrenz zu treten, unterstützen sich diese Läden aber gegenseitig, was für die Community nachhaltig lebender Menschen spricht.
Die verschiedenen Betreiber:innen tauschen online und persönlich Tipps und Waren aus oder führen Großbestellungen durch, die sie im Anschluss untereinander aufteilen. Das Netzwerk, das sich über Frankfurt hinaus regional vergrößern möchte, hat ein gemeinsames Ziel: plastikfreies, nachhaltiges Einkaufen anbieten. Das klappt eben am besten gemeinsam.
Andere Unternehmen profitieren übrigens auch von Frankfurts Unverpacktläden. Dabei handelt es sich um regional ansässige Produzenten von nachhaltigen Waren wie „Wildwaxtuch“. Die kleine Firma stellt Bienenwachstücher her, die Frischhaltefolie und andere Plastikverpackungen ersetzen. Auch hierhin macht das Filmteam der Doku einen sehenswerten Abstecher. Die Wachstücher sind unter anderem im Sortiment von „gramm.genau“ zu finden.
Du merkst, der Dokufilm „Unverpackt – nachhaltig leben ohne Plastik“ bietet eine Flut von Inspirationen für und rund um die Gründung eines eigenen Unverpacktladens. Für mich ist es auch eine Einladung an viele Menschen, ohne Scheu selbst in Zukunft plastikfrei einkaufen zu gehen – für mehr Nachhaltigkeit im Alltag und grammgenaues Einkaufen.
Titel: Unverpackt – nachhaltig leben ohne Plastik
Format: Video
Link zur Doku (YouTube): https://www.youtube.com/watch?v=9cW-rS6c3X4
Link zur Doku (ARD Mediathek): https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xMTcwNjU
Dauer: 44:20 min