… und wir brauchen unsere Wälder für Natur- und Klimaschutz!
Ein Waldspaziergang ist immer etwas Besonderes. Der aufsteigende Duft von Harz und feuchtem Waldboden, das Rauschen der Blätter, das Rascheln im Unterholz – all das entspannt dich sofort. Wer genau hinschaut, entdeckt Pilze, Flechten und Moose, Käfer, Waldameisen und Raupen. Du entdeckst Spuren von Rehen und Wildschweinen und mit etwas Glück, Ruhe und Ausdauer huscht vielleicht eines der scheuen Tiere des Waldes in deiner Nähe umher.
Wir von einfach-verantwortungsvoll.de leben nicht vom Bloggen, sondern arbeiten in Suhl und daher direkt am Thüringer Wald. Wir erleben ihn hautnah, lieben seinen Erholungsfaktor, sind uns aber auch seiner Bedeutung bewusst.
Bedeutung der Wälder
Wälder wie der Thüringer Wald sind Lebensraum für mehrere tausend Tierarten, Pflanzen und Mikroorganismen und damit für die heimische Biodiversität von Bedeutung. Darüber hinaus erfüllen sie weitere wichtige Funktionen:
- Wälder sind riesige CO2-Speicher
- Wälder sind Klimaregulatoren und kühlen die Umgebung
- Wälder sind Wasserspeicher und Wasserfilter
- Wälder tragen zum Hochwasserschutz bei
- Wälder schützen vor Erosion, Steinschlag, Lawinen und dem Fortspülen von Erdboden
- Wälder verbessern die Luftqualität
- Wälder sind Rohstofflieferanten
- Wälder sind Lärmschutz und Erholungsorte
Ökosystem Wald aus dem Gleichgewicht
Leider sind Deutschlands Wälder in Gefahr, denn trockene, heiße Sommer im Zuge der fortschreitenden Klimaerwärmung setzen ihnen zu. Die durch Hitze und Trockenheit unter Stress stehenden Bäume sind anfällig für Schädlinge und die zunehmenden Waldbrände vernichten zusätzlich jährlich viele Hunderte Hektar Wald in ganz Deutschland.
Die größte Ursache für die schlechte Resilienz unserer Wälder: 99 Prozent von ihnen sind vom Menschen in den letzten Jahrhunderten für die wirtschaftliche Nutzung umgestaltet und so aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Die ursprünglichen Wälder waren widerstandsfähige Ökosysteme, die fast nur aus Laubwäldern und Mischwäldern bestanden.
Monokulturen für Forstwirschaft
Durch die Forstwirtschaft zur Holzgewinnung bestehen heute aber 54,2 Prozent der Wälder aus Nadelbäumen. Vor allem Fichten erfreuten sich wegen ihres schnellen Wachstums großer Beliebtheit. Sie machen aktuell mit 25,4 Prozent den größten Teil der Waldfläche aus. Diese Fichten-Monowälder sind schwach und den sich klimatisch verändernden Bedingungen nicht gewachsen. Sie können Hitze und Dürren wegen ihrer flachen Wurzeln und dem schlechteren Zugang zum sinkenden Grundwasserspiegel schwer trotzen, Schädlinge haben dadurch ein leichtes Spiel und viele Fichten sterben ab. Außerdem begünstigen sie durch ihren im Vergleich zu Laubbäumen trockenen Zustand Waldbrände.
Torfabbau
Ein weiteres Problem für das Ökosystem Wald: der Abbau von Torf in Wäldern mit Mooren. Moore sind der Lebensraum von spezialisierten Tieren und Pflanzen, von denen viele mittlerweile dank trockengelegter Moore auf der roten Listen stehen.
Auch für uns hat der Verlust funktionierender Moore starke Auswirkungen. Moore speichern enorme Mengen CO2, sogar weit mehr als Wälder. Daher sind sie unglaublich wichtig zur Bewältigung der Klimakrise. Zudem nehmen Moore Regenwasser wie Schwämme auf und lagern es ein, sie sind wichtige Wasserreservoire in unseren immer trockener werdenden Zeiten.
Diese Tatsachen sind längst ins Bewusstsein gelangt und es werden entsprechende Maßnahmen zum Schutz deutscher Wälder eingeleitet und umgesetzt. Wir stellen ein Beispielprojekt vor.
Waldschutz am Beispiel Thüringer Wald
Der Thüringer Wald ist mit 520.000 Hektar ein bedeutsames Waldgebiet im Herzen Deutschlands. Er ist ein Mischwald mit Bächen, Mooren und Bergwiesen und beherbergt mehr als 2.600 Tierarten und 1.900 Pflanzenarten. Viele davon sind vom Aussterben bedroht und damit besonders schützenswert. Es verwundert also nicht, dass sich Naturschützer für den Thüringer Wald einsetzten und erfolgreich ein beispielhaftes Schutzprogramm ins Rollen brachten.
Das aktuell laufende Schutzprojekt Thüringer Wald widmet sich einer sinnvollen Renaturierung, um naturnahe Lebensräume zu erhalten und die Lebensbedingungen für Tier- und Pflanzenarten zu fördern. Vor allem Bäche, Moore und Bergwiesen stehen im Fokus.
Schwerpunkte des Schutzprojekts Thüringer Wald
Ein wichtiger Teil des Schutzprogramms sind der Waldumbau und die Aufforstung mit heimischen Baumarten, die Dürreperioden, starke Stürme, hohe Schneelasten und Starkregenereignisse besser überstehen. Insbesondere Waldränder sollen naturnah wiederhergestellt werden. Starker Fichtenbewuchs wird einem gesunden Mix aus vielfältigen Laubbäumen weichen, die mit starken, tiefen Wurzeln zum einen tiefliegendes Grundwasser erreichen, zum anderen Erosion vorbeugen und so die Umgebung schützen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Revitalisierung zahlreicher Moore, damit sie wieder als Lebensraum, CO2- und Wasserspeicher fungieren können. Damit ist auch die geplante, ökologische Gestaltung entlang des Gewässernetzes im Thüringer Wald und die Schaffung von Überflutungsbereichen entlang von Bächen eng verzahnt.
Nicht zuletzt wird ein Augenmerk auf die Erstpflege ökologisch wertvoller Bergwiesen gelegt, die teilweise verbuscht sind und damit Lichtpflanzen verdrängen. In Kombination mit der genannten Umgestaltung der Waldränder verbessern sich so die Lebensräume für viele Arten im Wald-Offenland-Übergang.
Was bringen die Maßnahmen?
Vom Schutzprojekt Thüringer Wald profitiert nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die Region und ganz Deutschland. Der Wald wird in Zukunft noch besser seine CO2-Speicherfunktion erfüllen können, er wird Überschwemmungs- und Hochwassergefahren deutlich senken und ein kühleres Mikroklima schaffen. Er wird widerstandsfähiger sein und somit noch hunderte, wenn nicht tausende Jahre bestehen und so seine Ökosystemleistungen für viele Generationen zur Verfügung stellen.
Was kann ich für den Waldschutz tun?
Neben Spenden, die direkt dem Schutz deutscher – oder natürlich auch internationaler Wälder! – zugutekommen, kannst du ihn und seine Bewohner vor allem mit deinem Verhalten im Wald und am Waldrand schützen.
Am allerwichtigsten ist unserer Meinung nach, die Waldbrandgefahr einzudämmen. Tatsächlich sind nur rund 5 Prozent der Waldbrände auf natürliche Ursachen wie Blitze zurückzuführen. Die meisten Waldbrände entstehen durch Brandstiftung und Fahrlässigkeit.
Wir gehen davon aus, dass du kein Brandstifter bist, und weisen dich deswegen nicht extra darauf hin, dass du dich damit strafbar machen würdest. Du solltest aber wissen, dass nicht nur weggeworfene Zigaretten gefährlich sind, sondern dass das Auto der Ursprung von Waldbränden sein kann, genauer gesagt der Katalysator. Dieser erhitzt sich auf über 700°C und kann leicht trockene Wiesen und Waldböden entzünden. Parkst du also dein Auto am Waldrand, entsteht die realistische Gefahr, dass du fahrlässig einen Waldbrand heraufbeschwörst.
Übrigens: Scherben lösen entgegen zahlreicher Medienmeldungen keine Waldbrände aus, was dich nicht von der Pflicht entbinden soll, keinen Müll im Wald zu hinterlassen. Selbst unter Laborbedingungen konnten Wissenschaftler mit Scherben keinen Brennglaseffekt wie bei einer Lupe erzeugen, der einen Brand auslösen könnte. Liest du also eine solche Meldung, weißt du, dass das Blödsinn ist und eine andere Waldbrandursache vorliegt.