Im Schatten des rasant fortschreitenden digitalen Zeitalters liegt eine wachsende Umweltherausforderung, die oft übersehen wird: Elektroschrott (E-Waste). Wie der „Global E-Waste Monitor 2024“ des Ausbildungs- und Forschungsinstituts der Vereinten Nationen (englisch United Nations Institute for Training and Research, abgekürzt UNITAR) deutlich macht, produzierte die Welt allein im Jahr 2022 eine erdrückende Menge von 62 Milliarden Kilogramm Elektroschrott. Diese Zahl soll bis 2030 auf 82 Milliarden kg ansteigen. Doch was bedeutet das für unseren Planeten und was können wir dagegen tun? Ein Überblick.

Der Anstieg von E-Schrott: Ein zweischneidiges Schwert

Unsere Sucht und Suche nach der neuesten Technologie hat ihren Preis. Jedes neue Gerät und Haushaltsgerät trägt zu einem wachsenden Haufen von E-Schrott bei, der sich laut der aktuellen Zahlen in etwas mehr als einem Jahrzehnt fast verdoppelt hat. Dieser Anstieg ist nicht nur eine Zahl; er signalisiert die dringende Notwendigkeit, zu überdenken, wie wir unsere elektronischen Geräte produzieren, konsumieren und entsorgen.

Die 10 wichtigsten Zahlen aus dem E-Waste Monitor 2024

  1. 62 Milliarden kg – So viel Elektroschrott wurde weltweit im Jahr 2022 produziert.
  2. 82 Milliarden kg – Die geschätzte Menge an E-Schrott, die bis zum Jahr 2030 jährlich anfallen wird.
  3. 22,3% – Der Anteil des E-Schrotts, der 2022 weltweit offiziell gesammelt und recycelt wurde.
  4. 31 Milliarden kg – Die Menge an Metallen, die im Elektroschrott des Jahres 2022 enthalten war.
  5. 17,6 kg pro Kopf – Die durchschnittliche Menge an Elektroschrott, die 2022 in Europa pro Einwohner produziert wurde, die höchste im weltweiten Vergleich.
  6. Weniger als 1% – Der Anteil des offiziell gesammelten und recycelten Elektroschrott in afrikanischen Ländern, die niedrigste Rate weltweit.
  7. 42,8% – Die höchste dokumentierte Sammel- und Recyclingrate, erreicht in Europa.
  8. 2,4 Milliarden kg – Die prognostizierte Menge an Elektroschrott, die bis 2030 aus Photovoltaik-Paneelen entstehen wird.
  9. 25% – Durchschnittliche dokumentierte Sammel- und Recyclingrate in Ländern mit spezifischer E-Schrott-Gesetzgebung.
  10. 0% – Durchschnittliche dokumentierte Sammel- und Recyclingrate in Ländern ohne spezifische E-Schrott-Gesetzgebung.

Der verborgene Schatz in unserem Müll

Unter den Haufen von weggeworfenen Elektronikgeräten liegt ein Schatz an wertvollen Materialien – 31 Milliarden kg Metalle im Jahr 2022, einschließlich kostbarer Metalle wie Gold und Silber. Diese Ressourcen, die für die Herstellung neuer Produkte entscheidend sind, gehen oft durch Deponierung und Verbrennung verloren, was einen massiven wirtschaftlichen Verlust darstellt. Auch die Chance wird verpasst, Umweltauswirkungen des Bergbaus zu verringern.

Flickenteppich E-Schrott-Management

Das weltweite Bild des E-Schrott-Managements ist ein Flickenteppich aus Fortschritten und Herausforderungen. Europa, an der Spitze, erzeugte 2022 den meisten E-Schrott pro Kopf, hatte aber auch die höchsten Sammel- und Recyclingquoten dank seiner ausgefeilten Abfallwirtschaftsinfrastruktur. Im Gegensatz dazu kämpfen afrikanische Länder, die den geringsten Elektroschrott pro Kopf produzieren, mit den niedrigsten Sammel- und Recyclingquoten und unterstreichen die Diskrepanz im globalen E-Schrott-Management.

Die entscheidende Rolle: Gesetzgebung

Der „Global E-Waste Monitor 2024“ hebt die Auswirkungen der E-Schrott-Gesetzgebung auf die Recyclingraten hervor. Länder mit spezifischen Gesetzen und Richtlinien für das E-Schrott-Management schneiden bei den Recycling-Bemühungen besser ab. Dies zeigt die Notwendigkeit robuster regulatorischer Rahmenbedingungen, um die verantwortungsvolle Sammlung, Behandlung und das Recycling von E-Schrott zu leiten.

Infografik: Globale Elektro-Abfälle wachsen rasant | Statista Quelle: Statista

Über das Übliche hinaus: Eine nachhaltige Zukunft vorstellen

Der Bericht skizziert auch Szenarien bis 2030, von der Beibehaltung des Status quo bis hin zu ambitionierteren Zielen für die Sammlung und das Recycling von E-Schrott. Diese Szenarien sind nicht nur Prognosen; sie sind ein Aufruf zum Handeln für Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen, um sich nachhaltigen Praktiken im Umgang mit E-Schrott zuzuwenden.

Hoffnungsschimmer am Horizont

Fortschritte in der Recyclingtechnologie und das Konzept des „Urban Mining“ – der Prozess der Rückgewinnung von Rohmaterialien aus Produkten, Gebäuden und Abfällen – bieten einen Hoffnungsschimmer. Die Fähigkeit, wertvolle Materialien aus Elektroschrott zurückzugewinnen, wird verbessert und kann unsere Abhängigkeit von der Gewinnung endlicher Ressourcen aus der Erde verringern.

Deine Rolle bei der Bewältigung der E-Schrott-Krise

E-Schrott in einem Papierkorb

Der Kampf gegen E-Schrott liegt nicht nur in den Händen von Politikern und Industrieführern; er beginnt mit jedem von uns. Wenn wir uns für langlebige Geräte entscheiden, verantwortungsvolle Recyclingmethoden und -praktiken befürworten sowie unterstützen und umweltfreundliche Richtlinien fordern und fördern, können wir die Entwicklung in die richtige Richtung lenken.

Wusstest du, dass …

… auch Toner und Druckerpatronen E-Schrott sind? Laut Elektro- und Elektronikgerätegesetz zählen alle Druckerkartuschen zum Elektroschrott, die eines oder mehrere folgender Merkmale besitzen:

  • Sie haben einen Chip.
  • Sie besitzen einen Sensor.
  • Sie verfügen über eine LED-Statusanzeige.
  • Sie funktionieren mit elektrischen Druckdüsen.

Leere originale Tintenpatronen oder Toner können wiederaufbereitet werden. Das passiert sogar täglich in Deutschland, was den recycelten Druckerkartuschen eine noch bessere Ökobilanz verleiht. Fakten und Entsorgungswege haben wir für dich im Blogbeitrag “OMG! Sind Druckerpatronen Elektroschrott?” aufbereitet.

Weitere interessante Links zu Tonerkartuschen, Druckerpatronen und E-Schrott:

Maßnahmen ergreifen: Gemeinsam Verantwortung übernehmen

Das eskalierende Elektroschrott-Problem erfordert also eine weltweite Reaktion. Regierungen müssen die Entwicklung und Durchsetzung von E-Schrott-Gesetzen priorisieren. Unternehmen sollten nachhaltiges Design und Produktionsprozesse annehmen und das Recycling ihrer Produkte erleichtern. Verbraucher werden aufgefordert, einen bewussteren Umgang mit dem Erwerb, der Nutzung und der Entsorgung elektronischer Geräte zu pflegen.

Fazit: Ein Aufruf zum nachhaltigen Handeln

Der „Global E-Waste Monitor 2024“ beleuchtet ein kritisches, aber lösbares Problem. Wir müssen Innovationen annehmen, robuste Richtlinien umsetzen und eine Kultur der Nachhaltigkeit fördern. So können wir die Auswirkungen von Elektroschrott mildern. Das digitale Zeitalter mit all seinen Vorteilen fordert nun von jedem einzelnen die Verantwortung, den Elektroschrott nachhaltig zu behandeln. Lasst uns dieser Herausforderung begegnen, für unseren Planeten und für zukünftige Generationen.

Quelle: Global E-Waste Monitor 2024 (PDF-Link, englische Sprache): https://eWastemonitor.info/wp-content/uploads/2024/03/GEM_2024_18-03_web_page_per_page_web.pdf

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Bildquelle Titelbild: https://ewastemonitor.info/wp-content/uploads/2024/03/GEM_2024_18-03_web_page_per_page_web.pdf