An Weihnachten wollen wir es uns gut gehen lassen und unsere Gäste mit tollen Speisen verwöhnen, niemand soll hungrig nach Hause gehen. Leider verkalkulieren wir uns meistens beim Einkauf und bereiten viel zu viel zu. Und wenn wir ehrlich sind, essen wir am Festtagstisch ohnehin weit über das Sättigungsgefühl hinaus und versuchen spätestens im Januar die angefutterten Pfunde wieder loszuwerden. 

Lebensmittelverschwendung ist aber das ganze Jahr ein Problem, das Umwelt und Klima belastet. Wir werfen einen Blick auf Zahlen und Fakten und was wir gegen unnötig weggeworfene Nahrung tun können.

Wie viele Lebensmittel verschwenden Privathaushalte?

Jedes Jahr werfen wir pro Kopf 78 kg Lebensmittel in die Tonne, das sind 6,5 Millionen Tonnen und zugleich 59 Prozent aller verschwendeten Lebensmittel. Zwar ist ein Teil davon unvermeidlicher Ausschuss wie etwa Bananenschalen, Knochen oder Strünke von Gemüse, doch ein wesentlicher Teil könnte gegessen werden, landet aber dennoch im Müll.

Welche Lebensmittel werfen wir weg?

Das beantwortet folgende Infografik, die zwar aus einer Befragung aus 2018 stammt, doch wesentlich werden sich die Daten zur Lebensmittelverschwendung in der Zwischenzeit nicht geändert haben:

Infografik: Lebensmittelverschwendung in Deutschland | Statista Quelle: Statista

Demnach bestehen bereits 50 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel aus frischem Obst, Gemüse sowie gekochten und selbst zubereiteten Speisen. Die andere Hälfte der verschwendeten Nahrung entfällt auf Brot, Backwaren, Getränke, Milchprodukte, Fertig- und Tiefkühlgerichte und Sonstiges.

Wo werden neben Privathaushalten noch Lebensmittel verschwendet?

In der gesamten Lebensmittelversorgungskette kommt es zu Lebensmittelabfällen. Das bedeutet, dass neben den 6,5 Millionen Tonnen bzw. 59 Prozent verschwendeter Lebensmittel in Privathaushalten angefangen bei der landwirtschaftlichen Produktion über die verarbeitende Industrie hinweg bis hin zum Handel und zusätzlich bei der Außer-Haus-Versorgung, Lebensmittelverluste zu verzeichnen sind:

  • Landwirtschaft – 0,2 Millionen Tonnen (2 Prozent)
  • Lebensmittelverarbeitende Industrie – 1,6 Millionen Tonnen (15 Prozent)
  • Handel 0,8 Millionen Tonnen (7 Prozent)
  • Außer-Haus-Versorgung in Kantinen, Restaurants etc. – 1,9 Millionen Tonnen (17 Prozent)

Laut Erhebung des Statistischen Bundesamtes entsorgen wir in Deutschland also insgesamt 11 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr.

Warum werfen wir Lebensmittel weg?

Auch hier müssen wir uns entlang der Lebensmittelversorgungskette bewegen und die verschiedenen Bereiche und ihre Lebensmittelverschwendung anschauen.

Privathaushalte / Verbraucher

Laut Welthungerhilfe sind die häufigsten Gründe für Lebensmittelverschwendung im Privathaushalt:

  • Haltbarkeitsprobleme (59%)
    Viele Leute werfen Lebensmittel weg, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) erreicht oder überschritten ist. In die Kategorie Haltbarkeitsprobleme fällt auch die falsche Lagerung von Lebensmitteln, was sie vor dem Verzehr verderben lässt. 
  • falsche Mengenplanung beim Einkauf (13%)
    Beim Einkaufen erleben wir einen Überfluss an Produkten. Werbebilder wirken nach und locken zu Spontaneinkäufen. Wir lassen uns von Angeboten und Rabatten dazu verleiten, mehr einzukaufen, als geplant. Große Packungseinheiten, die wir nicht aufbrauchen können, drängeln sich zwischen anderen Lebensmitteleinkäufen im vollen Kühlschrank und in der Vorratskammer.
  • zu große Portionen (21%)
    Beim Kochen ist der Hunger so groß, dass zu große Portionen zubereitet werden. Übriggebliebenes wird häufig zwar noch aufbewahrt, aber dann häufig nach kurzer Zeit entsorgt.
  • sonstige Gründe (10%), beispielsweise, dass es nicht schmeckt oder man von dem Gericht bereits am Vortag gegessen und keine Lust darauf hat.

Landwirtschaft

Einerseits sind höhere Mächte im Spiel (bspw. Unwetter, Schädlingsbefall), andererseits sind falsche Lagerung, unvorhergesehene Marktschwankungen und fehlende Abnehmer:innen Gründe, weshalb Lebensmittel bereits bei den Produzent:innen entsorgt werden.

Verarbeitende Industrie

Neben technischen Ursachen während der Produktionsprozesse ist auch in der Industrie falsche Lagerung ursächlich für weggeworfene Lebensmittel. Allerdings spielen auch Überproduktionen und Maßnahmen der internen Qualitätssicherungen eine Rolle. Außerdem kommt es bei Transporten zu Schäden an Lebensmitteln.

Handel

Erneut sind Transport und falsche Lagerung Gründe für entsorgte Lebensmittel. Darüber hinaus sind die Erwartungen der Konsument:innen ursächlich für die Lebensmittelverschwendung. Vielen ist eine möglichst große Auswahl wichtig und es werden nicht nur beim Öffnen der Läden, sondern auch zum Ladenschluss hin volle Regale erwartet. Daneben sind wir an Standards gewöhnt, nur perfektes Obst und Gemüse vorzufinden, darum werden optisch beeinträchtigte frische Waren oft liegen gelassen, bis sie entsorgt werden müssen.

Außer-Haus-Versorgung

In der Gastronomie gelten strenge Hygienemaßnahmen, dem steht eine schwer vorhersehbare Nachfrage gegenüber. Beides führt dazu, dass Lebensmittel und Speisen nicht auf den Tellern, sondern als Lebensmittelverluste im Müll landen. Zudem sind die Portionen oft zu groß kalkuliert und werden nicht aufgegessen. Und auch in Kantinen und Restaurants ist falsche Lagerung ein Grund für verschwendete Lebensmittel.

Wie viele Tiere schlachten wir täglich für die Tonne?

Tiere sind Lebewesen mit Gefühlen und Bedürfnissen. Umso erschreckender sind die Zahlen der für die Tonne „produzierten“ Schlachttiere:

Jeden Tag schlachten wir Tiere nur für die Mülltonne. Pro Jahr sind es 8,9 Millionen Hühner, 640.000 Schweine, 450.000 Puten und 50.000 Rinder. pic.twitter.com/DKKL64mCRO

— Quarks (@quarkswdr) October 4, 2021

Welche Auswirkungen haben Lebensmittel auf Umwelt und Klima?

Für die Produktion von Lebensmitteln werden viele Ressourcen verbraucht und der Wassereinsatz, die aufgewendete Energie und der Flächenverbrauch haben große Auswirkungen auf unseren Planeten. Beispielsweise stecken in 1 kg Rindfleisch 15.400 Liter Wasser, 3,9 bis 9,4 kg Getreide, 27 bis 49 m2 Nutzfläche und 22 kg CO2 und CO2-Äquivalente. 

Nicht nur für Fleisch, für viele Lebensmittel werden Naturräume zerstört, es werden Dünger und Pestizide eingesetzt, Herstellung, Verarbeitung und Transporte sorgen für Treibhausgas-Emissionen. Deutschland verursacht für Ernährung jährlich geschätzt 145 Millionen Tonnen Treibhausgase.

Für den Klimaschutz und zur Sicherung der Ernährungsgrundlagen hat sich Deutschland im Rahmen der EU-Abfallrahmenrichtlinie dazu verpflichtet, bis 2025 Lebensmittelabfälle um 30 Prozent zu reduzieren und bis 2030 eine Reduzierung um 50 Prozent zu erreichen. 

Damit diese Ziele eingehalten werden, sollte jede:r einzelne seine persönliche Lebensmittelverschwendung auf ein Minimum herunterschrauben. Wir haben Tipps zusammengetragen, mit deren Hilfe dir das gelingen wird.

12 Tipps, die Lebensmittelverschwendung vorbeugen

Mit den richtigen Tipps fällt es dir leicht, der Verschwendung von Lebensmitteln vorzubeugen und sie vor der Tonne zu retten:

Tipp 1 – Nach Plänen einkaufen

Erstelle einen Wochenplan, was du kochen möchtest, und notiere, was du dafür benötigst. Vergiss nicht dabei, deine Vorräte einzuplanen. Hilfreich ist, eine Liste über deine Vorräte zu führen, damit du sie rechtzeitig verarbeitest, bevor sie verderben. Achte bei der Planung deiner Pläne darauf, möglichst genau die Mengen der Lebensmittel zu ermitteln, die du für die geplanten Mahlzeiten benötigen wirst, damit du passend einkaufen kannst.

Tipp 2 – Großeinkauf statt ständig einkaufen

Wer häufig einkaufen geht, ist auch ständig den Reizen der Geschäfte ausgesetzt. Schnell landet etwas im Einkaufswagen, weil es verlockend aussieht oder ein tolles Angebot zu sein scheint. Wer wöchentlich einen Großeinkauf plant und strickt nach Einkaufszettel kauft, wird weniger Unnötiges mit nach Hause bringen. 

Tipp 3 – Nicht hungrig einkaufen

Ein knurrender Magen verleitet dazu, Dinge zu kaufen, die wir gar nicht brauchen. Darum ist es besser, satt loszugehen, um leichter beim Einkaufsplan zu bleiben.

Tipp 4 – Weniger schönes Obst und Gemüse kaufen

Obst und Gemüse schmeckt genauso gut, wenn es eine kleine Delle hat oder nicht ganz gerade gewachsen ist. Eine tolle Möglichkeit ist auch, in Hofläden einkaufen zu gehen, wo Lebensmittel anders wertgeschätzt und angeboten werden, als im perfekt marketingtechnisch durchgeplanten Frischestand im Supermarkt.

Tipp 5 – Saisonal und regional einkaufen

Apropos Hofläden, hier bekommst du saisonale und regionale Lebensmittel, die dadurch frisch und länger haltbar sind. Natürlich solltest du aus genannten Gründen in jedem Geschäft zu regionalen und saisonalen Produkten greifen.

Tipp 6 – Lebensmittel richtig lagern

Beschäftige dich damit, wie die verschiedenen Lebensmittel richtig gelagert werden müssen, damit sie möglichst lange frisch, schmackhaft und haltbar bleiben. Auch im Kühlschrank gibt es eine optimale Einordnung für die verschiedenen Nahrungsmittel.

Tipp 7 – Passende Portionsgrößen zubereiten

Angemessene Portionsgrößen vermeiden Reste, die eventuell entsorgt werden. Hilfreich sind Listen im Internet und Angaben in Kochbüchern, wie viel pro Person schätzungsweise für eine Portion eingeplant werden muss. 

Tipp 8 – Essensreste richtig aufbewahren

Sind Reste der Mahlzeiten übrig geblieben, solltest du sie richtig aufbewahren. Optimal sind Glasbehälter, auch ausgespülte Gurkengläser und ähnliche Gläser eignen sich dafür am besten. Glas ist am hygienischsten, leitet die kühlen Temperaturen des Kühlschranks optimal an die Lebensmittel und gibt keine Stoffe ab.

Tipp 9 – Reste verwerten

Reste, die aufbewahrt wurden, sollten auch verwertet werden. Kreativität und etwas Mut sind gefragt! Hilfe bieten Apps wie beispielsweise „Zu gut für die Tonne!“ vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Du findest Tipps und Rezepte für deine Lebensmittelreste.

Tipp 10 – Essen haltbar machen

Lebensmittel können haltbar gemacht werden. Beispielsweise kannst du Äpfel zu Apfelmus verarbeiten und einfrieren, reife Tomaten zu Soße verarbeiten oder Brot in den Froster legen. Einkochen und Einfrieren sind gute Möglichkeiten, Lebensmittel vor der Tonne zu retten.

Tipp 11 – Nicht stur auf das MHD achten, sondern Sinne nutzen 

Das MHD gibt an, dass Farbe, Geschmack und Konsistenz bis zu diesem Tag garantiert sind. Trotz allem sind viele Produkte deutlich länger haltbar. Schau dir ein abgelaufenes Lebensmittel an, rieche daran und koste gegebenenfalls davon, um herauszufinden, ob es noch in Ordnung ist. Allein dieses Verhalten kann Lebensmittelverschwendung stark eingrenzen.

Tipp 12 – Foodsharing nutzen

Beim Foodsharing teilst und tauschst du Lebensmittel, bevor sie verderben. In regionalen Gruppen auf Social Media Plattformen findest du Gleichgesinnte, die sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen, und kannst ihnen deine Lebensmittel anbieten oder welche erhalten. Foodsharing wird auch professionell betrieben, es werden sogar von Betrieben Lebensmittel gerettet und verteilt, damit sie nicht in der Tonne landen.

Fazit: Lebensmittel müssen wertgeschätzt werden

In Lebensmitteln steckt Arbeit, für sie werden Wasser, Energie und Flächen verbraucht. Sie haben darum einen viel zu hohen Wert und Auswirkungen auf unsere Zukunft, als dass wir mit ihnen achtlos umgehen könnten. 

Lebensmittel müssen (wieder) wertgeschätzt und ebenso behandelt werden. Wir sollten diese Chance verantwortungsvoll wahrnehmen und darauf achten, Lebensmittel bewusst einzukaufen, sie optimal zu lagern und in angemessenen Mengen zuzubereiten, um Umwelt und Klima zu entlasten.

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