Mit jährlich 219 kg Papier, Pappe und Karton pro Kopf (Stand 2020) ist die Papierentsorgung ein wesentlicher Teil unserer Mülltrennung. Für die jährlich rund 20 Mio. Tonnen Altpapier werden in Deutschland von Städten und Gemeinden Papiertonnen und Papiercontainer bereitgestellt, damit es recycelt zu neuen Papierprodukten werden kann. 

Die Altpapierentsorgung scheint dabei ganz einfach zu sein, alles aus Papier, Pappe und Karton wandert in die vorgesehenen Behälter. Leider wird aber vieles im Altpapier entsorgt, das darin nichts zu suchen hat. Der bereits sehr gut funktionierende Recyclingkreislauf von Papier könnte noch effektiver laufen, wenn sauberer getrennt werden würde.

Durch achtsames Entsorgen von Altpapier kannst du dazu beitragen, dass die Papierrecyclingquote steigt, mehr Recyclingpapier-Produkte produziert und Umwelt und Ressourcen noch besser geschont werden. Darum schauen wir mit dir nun genau hin:

Was darf ins Altpapier?

Je einfacher und effizienter der Prozess des Papierrecyclings für Recyclingbetriebe umsetzbar ist, desto positiver ist der Nutzen für unsere Umwelt. Du kannst zur Effektivität und Steigerung der Ökobilanz des Recyclings beitragen, indem du nur das in Papiercontainer und Tonnen gibst, was reingehört.

Das darf in Papiercontainer und Papiertonnen:

  • Zeitungen, Zeitschriften und Magazine
  • Papierunterlagen*
  • Kartons
  • Pappe
  • Schulmaterial aus Papier*
  • Verpackungen aus Papier, Pappe und Kartons
  • Kataloge
  • Druckerpapier
  • Briefe
  • Briefumschläge*
  • Geschenkpapier ohne Spezialbeschichtungen
  • Eierkartons
  • Werbebroschüren
  • Bücher*
  • Papiertüten und Papiertragetaschen
  • Packpapier (nicht Backpapier!)

* Wie du diese Papierprodukte optimal entsorgst, liest du bei unseren Tipps zur Unterstützung des Papierrecyclings.

Was darf nicht ins Altpapier?

Hier trifft Offensichtliches auf Überraschendes. An folgender Liste erkennst du, dass ohne bösen Willen ganz schön viel an der Tonne für Altpapier schiefgehen kann!

Das darf nicht in Papiercontainer und Papiertonnen:

  • verschmutzte, beschichtete Pizzakartons
  • verschmutzte Verpackungen
  • Hygienepapier wie Taschentücher, Servietten und Küchenrolle
  • Getränkekartons 
  • Aufkleber und Etiketten
  • beschichtete Papiere, z. B. Plakate
  • Butterbrotpapier und -tüten
  • verschmutzte Bäckertüten
  • Backpapier
  • Kassenbons und Fahrscheine aus Thermopapier
  • Durchschlagpapier und Kohlepapier
  • Papiere mit Klebstoffanwendungen, die sich nicht abtrennen lassen und keinen „Blauen Engel“ aufweisen, z. B. Haftnotizen, Adressetiketten, Kuverts mit Selbstklebeverschluss
  • Tapeten
  • gegen Flüssigkeiten und Fette imprägnierte und/oder geleimte Papiere und Pappen, z. B. Coffee-to-go-Becher, Hamburger-Schachteln u. ä., Backpapier, Muffinförmchen, Verpackung von TK-Ware
  • Öl- und Wachspapiere
  • mit Kunststofffolien und -lacken behandelte Papiere und Pappen

Du bist nun bestens informiert, was in die Altpapiertonne darf, und willst sicher noch mehr dazu beitragen, dass Papierrecycling bestmöglich läuft:

So unterstützt du Recycling von Altpapier

blaue Papiertonnen für Papierrecycling
blaue Papiertonnen für Papierrecycling

Nur etwa 70 % des Altpapiers, das in Papierrecycling-Werken ankommt, kann zu Recyclingpapier-Produkten weiterverarbeitet werden. 

Das hat vor allem drei Gründe:

  • Papier kann zwar zwischen 10- und 25-mal recycelt werden, allerdings verkürzen sich die Fasern mit jedem Recyclingzyklus. Mit der Zeit sind die Fasern so kurz geworden, dass sie sich nicht mehr zu Papier verbinden lassen. Dem kann die Papierindustrie mit Beimischung von frischem Zellstoff teilweise Abhilfe schaffen.
  • Werden Papier, Pappe und Kartonagen behandelt und wird dabei nicht auf ökologische Aspekte geachtet, sind diese Produkte dazu verurteilt, in den Restmüll und damit in die Müllverbrennung zu gehen. Besonders schwierig sind Kunststofflacke und -folien, bestimmte Druckverfahren und Druckfarbstoffe sowie Leime.
  • Fremdstoffe im Altpapier verringern die Kapazitäten der Sammelbehälter für Altpapier und müssen aufwändig im Recyclingwerk aussortiert werden. Dazu zählen Büroklammern, Plastikfenster, Folien und generell falsch entsorgter Müll.

Was du tun kannst, um Papierrecycling zu verbessern

  • Achte darauf, nur Erlaubtes in die Papiertonne zu entsorgen
  • Entferne von Unterlagen alle Büroklammern, Heftklammern und andere Elemente, die nicht aus Papier bestehen
  • Entferne von Briefumschlägen Plastikfenster
  • Entferne von Verpackungen Plastikelemente
  • Entferne vor der Entsorgung von Büchern lose Schutzumschläge
  • Entferne von Schulheften Plastikumschläge und von Pappschnellheftern Plastik- und Metallteile
  • Achte darauf, dass du mit Magazinen und Zeitschriften keine Beilagen in die Altpapiersammlung gibst, die nicht aus Papier oder Karton bestehen
  • Entferne von Versandkartons Plastikklebeband und anderes Material, das nicht ins Altpapier gehört
  • Achte beim Kauf von Briefumschlägen, Adressetiketten und Haftnotizen auf das Umweltzeichen „Blauer Engel“
  • Kaufe generell Papierprodukte mit dem Blauen Engel, die problemlos ins Altpapier entsorgt werden können
  • sensibilisiere deine Familie, Freunde und Kollegen für achtsames Entsorgen von Altpapier
  • beteilige dich an Papiersammelaktionen

Je besser man Zusammenhänge versteht, desto leichter fällt einem der achtsame Umgang mit Papier. Daher folgen jetzt ein paar weiterführende Informationen für dich:

Infos zu Papierrecycling und Papierindustrie 

Papierrecycling und Fertigung von Recyclingpapier-Produkten

Wie der letzte Schritt für die Fertigstellung eines Produkts aus Recyclingpapier stattfindet, entscheidet, was hergestellt werden soll, beispielsweise Toilettenpapier, Zeitungspapier, Kartonagen, Wellpappe, Papierhandtücher oder Druckerpapier.

Papierrecycling findet generell aber in etwa so statt: 

  1. Altpapier wird nach Papierqualitäten sortiert und für die spätere Verwertung in Ballen gepresst
  2. Bei der Verwertung wird Altpapier mitsamt Fremdteilen wie Plastik, Metallteile usw. in Wasser aufgelöst und zerfasert
  3. Fremdstoffe werden abgeschieden
  4. Der entstandene Brei wird gereinigt und von Farbe befreit (Deinking)
  5. Der Brei wird gesiebt, gewalzt, gepresst und getrocknet

Bewegte Bilder sagen mehr als tausend Worte. Im Video siehst du, wie Altpapier-Recycling abläuft:

Zellstoffbeigabe

Je nachdem, welche Produkte aus Recyclingpapier hergestellt werden und je nach Qualität des Altpapiers, muss bei der Verarbeitung in der Papierindustrie frischer Zellstoff beigemengt werden. Der Zellstoff gleicht u. a. auch zu kurz gewordene Papierfasern von Altpapier aus und sorgt für die nötige Stabilität des Papiers.

Deinking

Das Deinking, also das Entfernen von Farbstoffen aus Altpapier, stößt teilweise an seine Grenzen. Beispielsweise sind für manche industrielle Druckverfahren Druckfarbstoffe notwendig, die sich so stark mit dem Papier verbinden, dass sie beim Deinking nicht mehr herausgelöst werden können. Das macht das betroffene Papier unbrauchbar fürs Recycling und es wandert in die Müllverbrennung.

Einsatzmenge von Altpapier in der Papierindustrie

Positiv ist, dass die Papierindustrie sich längst darauf eingestellt hat, dass mehr Altpapier verwendet werden muss. Die Einsatzmenge von Altpapier lag bereits 2017 bei 74%. Für diese Quote hat die Papierindustrie ihre Verfahren verbessert, um die erforderliche Qualität von Recyclingpapier-Produkten zu erreichen, die Konsumenten vom wiederkehrenden Kauf überzeugt.

Druckindustrie in der Pflicht

Die Papierindustrie weist aber darauf hin, dass sie auf sortenreines „helles“ Altpapier angewiesen ist. Das ist ein Fingerzeig in Richtung der Druckindustrie, die aufgefordert ist, umweltfreundliche und „Recyclingpapier-freundliche“ Druckerverfahren und Druckfarben einzusetzen. Umweltfreundlich ist übrigens nicht gleich „Recyclingpapier-freundlich“! So haben bestimmte Druckerverfahren zwar eine bessere Energiebilanz, es muss dafür allerdings Druckfarbstoff verwendet werden, an dem Deinking scheitert, was für die Altpapier verarbeitende Industrie und für die Papierrecycling-Quote verheerend ist.

Papier ist allgegenwärtig und hat seit der Einführung für die breite Masse unheimlich zum Informationsgewinn und -austausch beigetragen. Es wird in Massen verwendet und hat ein sehr gutes Image. Doch lass uns auch hier genauer hinschauen:

Papierverbrauch und – kauf: Warum du noch mehr tun solltest

Papier gilt als umweltfreundlich, was es im Vergleich zu Plastik sicherlich ist; immerhin besteht es aus einem nachwachsenden Rohstoff und ist biologisch abbaubar. Aber trotz des guten Ansehens von Papier ist seine Herstellung aus mehreren Gründen umweltbelastend: 

  • Es wird für Frischfaserpapier Zellstoff benötigt. Diese Primärfasern gewinnen wir aus Holz. Zur Holzgewinnung werden große Teile von Wäldern industriell abgeholzt. 
  • Vielfach wird Holz für die Papierproduktion weltweit auch illegal geschlagen, was Naturräume zerstört und die Biodiversität verringert. 
  • Die Forstwirtschaft für den Holzgewinn nutzt überwiegend Monokultur-Wälder, diese sind anfällig und nehmen gesunden Wäldern mit funktionierendem Ökosystem den Raum. 
  • Die Produktion von Zellstoff und Papier erfordert neben Holz große Mengen von Wasser, Chemikalien und aktuell noch einen überwiegenden Anteil fossiler Energie.

Die Herstellung von Recyclingpapier benötigt dagegen nur etwa 70 Prozent des Wassers und etwa 50 Prozent der Energie, die für die Produktion von Frischfaserpapier mit Zellstoff aufgewendet werden müssen. Außerdem werden durch die Recyclingpapier-Produktion weniger Bäume abgeholzt. Das richtige Entsorgen von Altpapier und das Nutzen von Produkten aus Recyclingpapier und Umweltpapier sind daher aktiver Umweltschutz.

Verantwortungsvoll den Verbrauch von Papier, Kartonagen und Pappen senken

Was nicht verbraucht wird, ist auch an keiner Stelle eine Belastung für Umwelt und Klima. Darum ist es am besten, den Bedarf und Verbrauch von Papier, Pappe und Karton zu vermindern.

10 Tipps zum Papiersparen

  • lehne kostenlose Werbezeitschriften und Zeitungen ab
  • bestelle Kataloge von Modehäusern etc. ab
  • gehe mit Druckerpapier sparsam um und drucke nur, was gedruckt werden muss, drucke doppelseitig und mehrere Seiten auf ein Papier
  • kaufe im Online-Handel nur bewusst ein, gib lieber eine größere Bestellung auf als mehrere kleine, kaufe im lokalen Handel ein
  • verzichte beim Einkaufen auf Papiertüten und sei immer mit einem eigenen Stoffbeutel vorbereitet
  • reduziere den Gebrauch von Geschenkpapier, achte auf umweltfreundliches Geschenkpapier und ersetze es durch nachhaltige, wiederverwendbare Geschenkverpackungen, beispielsweise Stoffverpackungen
  • nutze statt unbenutztes Papier altes Papier als Schmierzettel, bevor du es ins Altpapier gibst
  • leihe Bücher aus statt sie zu kaufen
  • ersetze Papiertaschentücher, Papierservietten und Küchenrolle durch Lappen, Stoffservietten und Stofftaschentücher
  • nutze Online-Ausgaben statt Zeitschriften und Magazine aus Papier

Kauf von Papierprodukten und Produkten aus Karton und Pappe mit Blauem Engel

Es ist nicht immer umsetzbar, aber bevorzuge so häufig wie möglich Papier, Karton und Pappe und Produkte aus diesen Materialien mit dem Blauen Engel. Dieses Umweltzeichen garantiert, dass das Produkt aus 100 Prozent Altpapier hergestellt wurde. Setze am besten auf graues Umweltpapier, für das bei der Herstellung kein Deinking der Druckfarben zum Einsatz kommt. 

Hygienepapiere wie Küchenrolle, Papiertaschentücher oder Servietten aus Recyclingpapier mit dem Blauen Engel sind übrigens bestens geprüft. An sie werden in Bezug auf den Kontakt zu Lebensmitteln sogar noch strengere Maßstäbe angesetzt als an solche aus Primärfasern.

Wir würden uns freuen, wenn du diese Informationen an möglichst viele Menschen weitergibst, damit das Bewusstsein für ressourcenschonenden Umgang mit Papier weiter wächst und noch mehr Positives für Umwelt und Klima durch Papierrecycling erreicht wird!

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