Am zweiten Donnerstag im April findet jährlich der Global Remanufacturing Day statt, den wir als Wiederaufbereiter (=Remanufacturer) natürlich auf dem Schirm haben. Dieser Tag soll das Bewusstsein für die ökonomischen, sozialen, materiellen und umweltbezogenen Vorteile von Remanufacturing erhöhen. Allerdings sollte unserer Meinung nach Remanufacturing nicht nur an einem Tag im Jahr Aufmerksamkeit geschenkt werden, sondern dauerhaft präsent sein. Wir beleuchten, warum wir das so sehen und was das mit unserer aller Zukunft zu tun hat.

Was ist Remanufacturing?

Remanufacturing, zu deutsch Wiederaufbereitung, ist ein Prozess, bei dem alte und auch defekte Produkte nicht einfach weggeworfen werden, sondern ihnen neues Leben eingehaucht wird. Es geht darum, Produkte zu reparieren, zu reinigen und beschädigte Teile durch neue zu ersetzen, um sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu bringen. 

Das Ganze ist ein nachhaltiger Ansatz, der es ermöglicht, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern, Rohstoffe und Energie zu sparen und Abfall zu reduzieren. Ein gutes Beispiel hierfür sind Tonerkartuschen und Tintenpatronen, um die wir uns in unserem Unternehmen kümmern. Statt sie leergedruckt einfach wegzuwerfen, können sie wiederaufbereitet und wieder in Druckern eingesetzt werden. 

Remanufacturing hat neben dem nachhaltigen Ansatz, wertvolle Ressourcen und Rohstoffquellen zu schonen, weitere Vorteile. Die Produkte sind oft günstiger als neue Produkte und es werden Arbeitsplätze geschaffen und Technologien verbessert. Besonders wichtig ist aber, dass durch Wiederaufbereitung Produkte eine weit bessere Ökobilanz erhalten.

Was erreicht Remanufacturing für Umwelt und Klima? 

Die Produktion eines jeden Produktes erfordert den Verbrauch von Rohstoffen und Ressourcen. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf unsere Umwelt und auf die Entwicklung des Klimas. Viele Punkte sind Verbraucher:innen oft nicht bewusst:

  • Für Produkte werden Rohstoffe benötigt, die gewonnen werden müssen, wofür häufig ganze Landstriche verwüstet werden. Das zerstört natürliche Habitate und Ökosysteme und schränkt die Biodiversität ein. 
  • Gefährliche Chemikalien, die beim Abbau eingesetzt werden, können Gewässer verunreinigen und somit Mensch und Natur schädigen. 
  • Bei der Weiterverarbeitung von Rohstoffen sind hohe Mengen an Energie und ebenfalls bedenkliche Chemikalien erforderlich.
  • Die Herstellung der Produkte und Transporte verschlingen ebenfalls Energie, Wasser und verbrauchen weitere Ressourcen. 
  • Bei allen Prozessen entstehen CO2- und andere Emissionen, die die Klimaerwärmung antreiben und gegebenenfalls die Luftqualität negativ beeinflussen.

Durch Remanufacturing, also durch die Rettung ganzer Produkte, wird enorm viel Positives für Umwelt und Klima erreicht. Um das zu verdeutlichen, habe ich zwei Beispiele für dich.

Beispiel 1: Druckerverbrauchsmaterial
Bei der Wiederaufbereitung von Druckerverbrauchsmaterial spart jede einzelne, wiederaufbereitete Kartusche rund 3 Liter Erdöl ein, die im Kunststoff der Kartuschen stecken. Hinzu kommen Einsparungen von Metallen und Edelmetallen der Bauteile, die besonders bei Tonerkartuschen einen ansehnlichen Anteil ausmachen, sowie eine signifikante Reduzierung von Abfall und Energieaufwand.

Beispiel 2: Smartphones
In Smartphones stecken Gold, Palladium, Kupfer, Nickel, Silizium, Magnesium, Platin, Neodym, Aluminium, Tantal, Zinn und Eisen. Ich picke aus diesem Mix Palladium, Gold und Silber heraus, glitzert schön und mag fast jeder.

Würde man 100 Mio. Smartphones wiederaufbereiten, würde man

  • 0,9 Tonnen Palladium
  • 2,4 Tonnen Gold
  • 25 Tonnen Silber

einsparen plus all die anderen Rohstoffe und Ressourcen, die für ihre Produktion aufgewendet wurden.

Umweltbilanz der wta - Vierteljahrhundert - Remanufacutring
Umweltbilanz der wta – Remanufacturing

Pluspunkt: Remanufacturing vermeidet Abfall

Nicht nur die Reduzierung des Rohstoff- und Energiebedarfs sowie der CO2-Emissionen entlastet die Umwelt und das Klima, sondern auch die Verringerung von Abfällen. 

Produkte, die nicht wiederaufbereitet werden, sind Müll, der entsorgt werden muss. Abfälle sind heute eines der größten Probleme, für die es bei weitem nicht ausreichend ökologisch sinnvolle Lösungen gibt. Müllströme wie beispielsweise Plastikmüll und Elektroschrott  fließen meist von westlichen Ländern in Schwellen- und Entwicklungsländer, wo oft mehr schlecht als recht mit ihnen umgegangen wird. Trotzdem werden solche Abfälle auch in deutschen Statistiken als recycelt geführt, obwohl sie andernorts große Schäden anrichten. Dazu lege ich dir die verlinkten Beiträge nahe, sei aber gewappnet, es ist eine schwer verdauliche Kost.

Zusammengefasst werden durch Remanufacturing weniger neue Produkte hergestellt und gebrauchte wesentlich länger genutzt, wodurch sich ihre negativen Auswirkungen auf Umwelt und Klima in starkem Maße verringern. Auch die Reduzierung des Müllaufkommens ist von besonderer Bedeutung. 

Ausklappen: Wenn Remanufacturing so toll ist, warum wird nicht viel mehr wiederaufbereitet?

Die Frage ist legitim, aber Wiederaufbereitung ist im weitesten Sinne gar nicht so ungewöhnlich, wird aber seltener als solche wahrgenommen. Wenn man so will, ist nämlich Wiederaufbereitung beispielsweise bei Kraftfahrzeugen selbstverständlich.

Über den Gebrauchtwagenhandel wundert sich niemand und die meisten würden es absurd finden, wenn man ein Auto nicht reparieren, sondern in die Schrottpresse geben würde. Stattdessen werden PKW und andere KfZ repariert und weiterverkauft oder aber „ausgeschlachtet“, um die funktionsfähigen Teile in anderen Fahrzeugen einzubauen. Auch Fahrzeugteile werden für eine Wiederverwendung aufbereitet und voll funktionsfähig gemacht.

Glücklicherweise wächst der Wiederaufbereitungsmarkt auch in anderen Branchen, aktuell ist das gut bei Smartphones und Tablets zu beobachten. Allerdings spricht man bei diesen Geräten technisch nicht von Remanufacturing, sondern von Refurbishing. Bei Refurbishing handelt es sich auch um eine Generalüberholung und Instandsetzung von gebrauchten, teils defekten Geräten – nur unter einem anderen Begriff.

Seit Jahren ist auch der Handel mit generalüberholten EDV- und Bürogeräten für Unternehmen und Privathaushalte gefragt, sodass beispielsweise gebrauchte Computer, Monitore oder Drucker und Kopierer erneut verwendet werden.

Profitgier vs. Verantwortung übernehmen

Leider gefällt nicht allen Herstellern die Idee, dass ihre Produkte länger genutzt werden, indem man sie wieder fit macht. Zu stark ist die Angst vor geringeren Absatzzahlen und Gewinnverlusten, weshalb der Wiederaufbereitung Steine in den Weg gelegt werden.

Falls du jemals eine leere Druckerpatrone mit Tinte gefüllt hast und enttäuscht warst, weil der Drucker sie trotzdem als leer angezeigt hat, weißt du, vor welchen Herausforderungen beispielsweise unser Unternehmen steht. Fast alle namhaften Herstellern versuchen zu verhindern, dass ihre Druckerkartuschen wiederaufbereitet werden, denn sie verdienen lieber daran, neue Kartuschen zu teuren Preisen zu verkaufen.

Auch in anderen Branchen ist es Gang und Gebe, Geräte und Produkte aller Art so anzufertigen, dass sie nur eine kurze Lebensdauer haben und nur schwer bis unmöglich oder viel zu teuer zu reparieren sind. Es zählt nur der schnelle Profit, koste es, was es wolle. Im Sinne einer nachhaltigen Zukunft ist das nicht.


Remanufacturing weitergedacht = Kreislaufwirtschaft

Es ist notwendig, dass wir in Zukunft verantwortungsvoll mit den Ressourcen und Rohstoffen umgehen, die uns die Erde zur Verfügung stellt. Remanufacturing ist darum ein zwingender Schritt. Doch es muss mehr passieren. 

Alle Produkte müssen von vornherein auf Langlebigkeit ausgelegt und einfach und günstig reparierbar sein, sodass sie möglichst mit wenig Aufwand und damit mit geringem Energie- und Ressourcenbedarf wiederaufbereitet werden können. Außerdem müssen wir neue, zu 100 Prozent und möglichst einfach recycelbare Materialien entwickeln, die am Ende einer Lebensdauer eines Produkts wieder vollständig zurück in den Kreislauf geführt werden können. 

Dieses Konzept hat auch einen Namen: Kreislaufwirtschaft. Sie ist der Gegenentwurf zur linearen, Müll produzierenden Wirtschaft, die unsere Umwelt in weiten Teilen zerstört und die anthropogene Klimaerwärmung in Gang gesetzt hat. Die wichtigsten Fakten zur Kreislaufwirtschaft findest du im verlinkten Beitrag, den du dir nicht entgehen lassen solltest.

Kreislaufwirtschaft und Wiederaufbereitung von Druckerpatronen und Tonern
Kreislaufwirtschaft und Remanufacturing

Remanufacturing ist lukrativ für Mensch und Erde

Angesichts der bedrohlichen Lage auf dieser Welt durch die Klimakrise und viele große und kleine Umweltskandale ist ein neues Bewusstsein entstanden. Immer mehr Menschen achten beim Kauf von Produkten auf Nachhaltigkeit und ökologische Aspekte.

Nicht nur, aber besonders die jüngeren Generationen, vor allem Gen Z und Millennials, sind beispielsweise offen für den Gebrauchtwarenmarkt, der ebenfalls die Ökobilanz von Produkten aller Art verbessert. 

Neben dem Kauf von gebrauchten Dingen auf Flohmärkten und über Online-Kleinanzeigen, sind auch zunehmend Produkte mit professionell verlängerten Produktlebenszyklen, also Produkte remanufactured oder refurbished, gefragt. Das bedeutet, dass Remanufacturing und Refurbishing immer mehr Bedeutung und Einfluss gewinnen. 

Wiederaufbereitete, generalüberholte Produkte geben die Gewissheit, eine nachhaltige Kaufentscheidung getroffen zu haben, und gleichzeitig die Sicherheit in Form von Garantien und man weiß, dass Profis den Gegenstand gründlich inspiziert und einsatzfähig gemacht haben. 

Remanufacturing und Refurbishing sind daher nicht nur für Konsument:innen attraktiv, sondern auch für unsere Lebensgrundlage, den Planet Erde. Statt immer das neueste, tollste und fabrikneue Produkt zu kaufen, gibt es qualitative Alternativen, Produkte, denen ein längeres Leben geschenkt wurde. Lasst uns also gemeinsam die Nachfrage nach solchen Lösungen steigern, um den Druck auf Hersteller zu erhöhen und die Welt zu einer besseren zu verwandeln!

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