Zunehmend entscheiden sich Leute für eine Alternative zum konventionell angebauten Weihnachtsbaum. Darum werfe ich einen Blick darauf, warum der Umstieg sich lohnt und wie es um den ökologischen Fußabdruck von Nordmanntannen, Blaufichten und Co. bestellt ist. Außerdem habe ich ungewöhnliche, nachhaltige Alternativen zum Christbaum aufgespürt, die für Weihnachtsstimmung sorgen.
Warum lohnen sich alternative Weihnachtsbäume?
Gut zwei Drittel der Deutschen wollen an Weihnachten einen Weihnachtsbaum aufstellen. Allerdings beschäftigen sich zumindest 61 Prozent der Teilnehmer:innen einer Umfrage von YouGov mit der Nachhaltigkeit ihres Weihnachtsbaums und suchen Antworten.
Warum sind herkömmliche Weihnachtsbäume umweltbelastend?
Die meisten Weihnachtsbäume wachsen auf Monokultur-Plantagen, denen natürliche Lebensräume weichen mussten. Das ist ein Problem für Artenschutz und die Biodiversität in den Anbaugebieten.
Das ist aber nicht die einzige Problematik des konventionellen Anbaus. Leider wird auf entsprechenden Weihnachtsbaumplantagen nicht mit Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden gespart. Besonders bei der sehr beliebten, ursprünglich aus dem Kaukasus stammenden Nordmanntanne ist der Pestizideinsatz notwendig, weil sie nicht an die Bedingungen in unseren Breitengraden angepasst ist. Doch auch viele Blaufichten, Weißtannen und Kiefern und andere Nadelbäume werden mit Gift gespritzt.
Viele Bäume sind betroffen
Eine vom BUND angestoßene Testung von 23 Christbäumen aus dem Jahr 2020 zeigte, dass bei 14 von 23 Weihnachtsbäumen Pestizide eingesetzt wurden. Sieben von neun unterschiedlichen, aufgespürten Pestizide zählen zu den schädlichsten, die in der EU zugelassenen sind, on top ist einer der zwei Wirkstoffe in Deutschland nicht erlaubt und der andere nicht für den Einsatz beim Anbau von Weihnachtsbäumen in Deutschland gestattet.
Ein ähnliches Ergebnis erzielte der BUND bereits wenige Jahre zuvor mit Bäumen aus dem ganzen Bundesgebiet, die sie von Baumärkten, Gartencentern und Straßenverkäufern bezogen haben. Das ist nachzulesen in einem Beitrag des Magazins natur.de aus 2017.
Auf Basis dieser Ergebnisse lässt sich begründet mutmaßen, dass sich an der umweltbelastenden Art und Weise des Christbaumanbaus bis dato nichts oder wenig geändert hat. Diese Gifte holt man sich mit dem Weihnachtsbaum aus konventionellem Anbau in die Stube, die in der warmen Heizungsluft ausdünsten.
Aber die Giftstoffe gelangen bereits auf den Weihnachtsbaum-Plantagen in die Umwelt mit weitreichenden Folgen. Die Gifte verpesten Böden und Gewässer und schädigen Tier- und Insektenwelt. Das in der genannten Testreihe entdeckte Insektenbekämpfungsmittel Lambda-Cyhalothrin ist beispielsweise nicht nur für Bienen und andere Insekten giftig, sondern auch Fische und kleine Tiere können Schäden davontragen, wenn sie damit in Berührung kommen. Da bleibt mir glatt das „O Tannenbaum“ im Halse stecken …
Ist ein Plastik-Tannenbaum nachhaltiger?
Schaut man sich die Fakten zum Anbau von Christbäumen an, scheint es auf den ersten Blick legitim zu sein, auf einen Plastik-Tannenbaum auszuweichen. Man verwendet ihn viele Jahre, wodurch weniger Tannenbäume und Co. angepflanzt und gespritzt werden müssen und der jährliche Transport je eines Baums von der Anbaufläche bis ins Wohnzimmer entfällt. Immerhin ist, wie bei allen Gütern, der Transportweg ein großer Faktor bei der Bewertung der Ökobilanz. Der Transportweg eines Plastikbaums spricht in der Regel aber gegen ihn.
Weihnachtsbäume aus Plastik stammen zu 80 Prozent aus China und müssen von dort eine weite Reise antreten, ehe sie geschmückt in unseren Wohnzimmern leuchten. Der Transport der künstlichen Tannenbäume aus China erfolgt umweltbelastend über den Seeweg per Containerschiff. Die rund 21.000 km, die von China nach Deutschland zurückgelegt werden müssen, verursachen hohe Mengen an CO2, was sich ungünstig auf die Klimakrise auswirkt.
Der Schwerölverbrauch und weitere Probleme der Seefahrt belasten unsere Meere, ihre Bewohner, die Lebewesen an den Küsten und die Atmosphäre.
Kürzere Transportwege bei natürlichen Weihnachtsbäumen
Die Transportwege natürlicher Weihnachtsbäume fallen dagegen deutlich geringer aus, denn sie stammen überwiegend aus Deutschland (90 Prozent), Dänemark, Frankreich, Polen und Belgien. Daher verursachen sie viel geringere CO2-Emissionen beim Transport neben der Tatsache, dass die Bäume Zeit ihres Lebens CO2 gebunden haben, was man über Plastikbäume nicht sagen kann.
Zuletzt ist auch das Lebensende eines Plastik-Weihnachtsbaums problematisch. Selbst der teuerste künstliche Christbaum wird zu weiterem Plastikmüll mit Folgen, die wir Menschen zu verantworten haben.
Du hast bereits einen künstlichen Weihnachtsbaum? Nicht wegwerfen!
Falls du bereits einen Plastikweihnachtsbaum besitzt, solltest du ihn keineswegs entsorgen, sondern ihn möglichst lange nutzen. Möchtest du ihn loswerden, verschenke oder verkaufe ihn.
Ein Kunststoffbaum kann unter Umständen eine bessere Ökobilanz als ein natürlicher Weihnachtsbaum vorweisen. Dafür muss er aber möglichst lange verwendet werden. Je nach Studie und angenommener Parameter dauert es zwischen zehn und 20 Jahren, bis er seine ökologischen Nachteile im Vergleich zum natürlichen Baum ausgeglichen hat.
Das bedeutet für Besitzer:innen eines künstlichen Baumes, dass sie ihn so pfleglich wie möglich verwenden und unter dem Jahr sorgsam lagern müssen, damit er am Ende seiner Lebensdauer „grüner“ ist, als es die vielen natürlichen Christbäume über die Jahre gewesen wären, die man ansonsten zur Weihnachtszeit aufgestellt hätte.
Apropos Transportweg: Weihnachtsbaum selbst schlagen
Je länger der Transportweg eines Christbaums ausfällt, desto schlechter ist seine Ökobilanz. Klar ist daher, dass ein Weihnachtsbaum aus deiner Region einen großen ökologischen Vorteil hat.
Eine sinnvolle Entscheidung ist es, bei regionalen Förstereien mit Erlaubnis einen Weihnachtsbaum selbst zu schlagen. Natürlich muss man die Bedingungen des Anbaus überprüfen und abwägen, ob sie mit den eigenen nachhaltigen Vorstellungen übereinstimmen. Normalerweise fällt die beliebte Nordmanntanne damit aus der Auswahl, aber heimische Baumarten wie Blaufichte, Kiefer oder Weißtanne sind ebenfalls schöne Christbäume.
Pestizid-Baum, no. Plastikbaum, no. Bio-Weihnachtsbaum und Co.? Yes!
Die Probleme von künstlichen Weihnachtsbäumen und Christbäumen aus konventioneller Waldwirtschaft machen sie wenig nachhaltig. Zum Glück gibt es sinnvolle, umweltfreundliche Alternativen.
Am nachhaltigsten ist der Kauf eines zertifizierten Bio-Weihnachtsbaums aus deiner Region bzw. mit einem kürzest möglichen Transportweg zu dir, wenn du nicht auf einen Weihnachtsbaum verzichten möchtest. Das wäre natürlich am aller nachhaltigsten.
Bio-Bäume werden in Mischkulturen angebaut, was einen deutlich natürlicheren Lebensraum für verschiedene Arten bietet als die klassische Monokultur, aber sie haben noch andere Vorteile. Am nachhaltigsten ist ein Weihnachtsbaum mit Bio-Siegel.
Welche Siegel für Bio-Weihnachtsbäume gibt es und was sagen sie aus?
Möchtest du ausschließen, dass Pestizide und Kunstdünger beim Anbau deines Bio-Christbaums zum Einsatz kamen, achte darauf, dass er eines der folgenden Siegel trägt:
- Bioland-Siegel
- EU-Bio-Siegel
- Biokreis-Siegel
- Demeter-Siegel
- Siegel von Naturland
Die genannten Bio-Siegel für Tannenbäume und Co. stammen von Anbauverbänden, die sich auf schonende Bedingungen für Bio-Weihnachtsbäume festgelegt haben.
FSC und PEFC: nachhaltiger angebaute Weihnachtsbäume
Nicht bio, aber immerhin nachhaltig(er) werden Weihnachtsbäume mit FSC-Siegel angebaut. Das Siegel ist eigentlich für Holzprodukte vorgesehen, es darf aber auch für Christbäume aus nachhaltiger Waldwirtschaft verwendet werden. Für das FSC-Siegel muss ohne Pestizide und Mineraldünger gearbeitet werden.
Tannenbäume und andere Nadelbäume für Weihnachten mit dem Siegel PEFC stammen zwar auch aus nachhaltiger Waldwirtschaft, aber es werden unter Umständen Pestizide und Kunstdünger eingesetzt.
Weihnachtsbaum im Topf – eine nachhaltige Lösung?
Vielen tut es leid, dass der Weihnachtsbaum für die wenigen Tage oder Wochen in der Stube sterben muss. Die Überlegung, einen Weihnachtsbaum im Topf mit Wurzel zu kaufen und ihn für die Weihnachtszeit ins Wohnzimmer zu stellen, um ihn anschließend draußen einzupflanzen, liegt nahe.
Diese Idee ist prinzipiell eine gute, falls aber kein riesiges Grundstück zur Verfügung steht, funktioniert dieser Plan nur wenige Jahre – außer man möchte seinen Garten in Nadelbaum-Wäldchen verwandeln.
Zu Bedenken ist auch, dass das kurzfristige Entnehmen aus der Natur und die Zeit in der warmen Zimmerluft für die Bäume sehr belastend sind. Darum geht der Versuch, sie draußen wieder anwurzeln zu lassen, unter Umständen schief. Und dass der Baum im Topf ohne Pestizidbehandlung herangezogen wurde, muss vorab sichergestellt werden.
Weihnachtsbaum mieten – bringt das was?
Statt einen Baum im Topf zu kaufen, gibt es die Möglichkeit, einen Weihnachtsbaum mit Wurzel zu mieten. Ansprechpartner sind hier lokale Förster, Baumschulen und Gärtnereien.
Beim Weihnachtsbaum mieten wird er dir rechtzeitig zum Fest mit Wurzelballen und Topf geliefert, du stellst ihn nach einer langsamen Anpassung an die Zimmertemperatur in die Stube und schmückst ihn wie gewohnt. Nach den Feiertagen wird er nach einer Gewöhnung an die kühlen Freiluft-Temperaturen vom Baum-Vermieter abgeholt und wieder eingepflanzt.
Probleme beim Mieten eines Baumes:
- Du musst dich vergewissern, dass der Miet-Baum ohne Pestizide nachhaltig angebaut wurde.
- Der Service wird nicht überall angeboten, aber ein weiterer Transportweg ist weniger ökologisch.
- Ob gemietet oder gekauft, für einen Nadelbaum ist es unvermeidbarer Stress, wenn er der Erde entrissen und in die ungewohnte Wärme gestellt wird, um bald darauf wieder zurückgesetzt zu werden. Selbst mit der Pflege durch Fachleute kann der Baum nach dem erneuten Einpflanzen eingehen.
Alternative Weihnachtsbäume – auch ohne künstliche und natürliche Nadeln
Für Weihnachtsbäume anderer Art muss man offen sein und sich vielleicht aus dem Familienkreis Kritik anhören. Gute Argumente zurechtgelegt und ein dickes Fell zu haben, sind darum von Vorteil. Manche Lösungen treffen aber sehr gut den klassischen Look eines Tannenbaums, was unnötige Diskussionen bei der Bescherung umschifft.
Hast du dich gegen den klassischen Baum entschieden, stehen dir zwei Optionen offen:
- Du kannst deinen ganz persönlichen Christbaum selbst basteln oder
- dich im Handel nach fertigen Alternativen umsehen.
Ob DIY oder gekauft, am besten begleitet dich die Alternative lange, damit die für sie aufgewendeten Ressourcen lange genutzt werden. Wichtig: Achte bei der Auswahl auf nachhaltiges Material. Auf Lösungen aus Kunststoff solltest du daher verzichten und dich lieber für natürliche Materialien wie beispielsweise Holz aus zertifiziert nachhaltigem Anbau, Karton oder Stroh entscheiden. Positiv ist, wenn die Alternative zum Weihnachtsbaum aus deiner Region oder Deutschland stammt statt aus Fernost, so umgehst du lange Transportwege deines künftigen Alternativbaums.
Beispiele von alternativen Weihnachtsbäumen – gekauft oder DIY
Es ist erstaunlich, wie erfinderisch Menschen werden, wenn sie nach einer alternativen Lösung zum klassischen Weihnachtsbaum suchen:
Persönlich gefallen mir „Bäume“ aus Ästen und Zweigen besonders gut, egal ob es sich um kahle Stöcke oder Nadelbaumzweige handelt, am Ende kommt es auf das Gesamtbild an:
Sehr einfallsreich finde ich diesen aus Packpapier gefertigten Christbaum, auch wenn ich befürchte, dass er nur eine Weihnachtssaison oder wenige Jahre überstehen wird:
Minimalistisch, aber nicht minder geschmackvoll sind diese Holz-Formationen, die an Weihnachtsbäume erinnern:
Dieser aus Holzscheiten gefertigte Weihnachtsbaum hält sicher viele Jahrzehnte:
Zuletzt noch eine Alternative, die bereits im vergangenen Jahr seine Runden durchs Internet drehte – der Keinachtsbaum:
Fazit: Weihnachtsbaum geht nachhaltig und auch „ganz anders“
Sich für einen nachhaltigen, umweltfreundlichen Weihnachtsbaum zu entscheiden, ist verantwortungsvoll und hilft, unseren Planeten zu entlasten. Soll es ein echter Baum sein, sind Bio-Christbäume mit anerkanntem Bio-Siegel die erste Wahl. Damit der Transportweg die Ökobilanz nicht massiv drückt, sollte es ein Baum aus der eigenen Region werden, der aus ökologischer Waldwirtschaft stammt. Künstliche Weihnachtsbäume sind keine echte Lösung, falls aber genau das die Wunschoption ist, sollte er in Europa gefertigt sein und mindestens ein Jahrzehnt genutzt werden. Wer den Mut hat, statt eines klassischen Weihnachtsbaums eine individuelle DIY- oder Kauflösung zu nutzen, entdeckt eine riesige Auswahl, sollte aber auf nachhaltige Materialien achten.
Bild künstlicher Weihnachtsbaum © Africa Studio/shutterstock.com – Bild Weihnachtsbaum im Topf © nadtochiy/shutterstock.com