Rund 10 Jahre ihres Lebens hat eine Frau durchschnittlich ihre Menstruation. Also an jedem Tag eines ganzen Jahrzehnts hat sie eine Blutung! Um gut durch diese Tage zu kommen, verwendet die überwältigende Mehrheit der Mädchen, Frauen und menstruierenden Menschen Binden und Tampons als Periodenprodukte. Einweg bedeutet aber auch, dass jede Menge Müll entsteht. Ein guter Grund, sich über Periode und Nachhaltigkeit Gedanken zu machen.

Wie viele Menstruationsprodukte verbraucht eine Frau in der Regel?

Dazu lässt sich ganz leicht eine Berechnung anstellen, für die wir Durchschnittswerte heranziehen:

Eine Frau hat im Schnitt 12 Mal im Jahr für jeweils rund 6 Tage ihre Periode. Ein Tampon sollte nach 6 Stunden gewechselt werden, also werden im Schnitt 4 Tampons pro Tag verbraucht. Diesen Wert übernehmen wir der Einfachheit halber auch für Binden.

Daraus folgt:

12 x 6 Tage = 72 Tage Menstruation

72 Tage x 4 Tampons/Binden = 288 Stück

Im Schnitt hat eine Frau 40 Jahre lang monatlich ihre Periode:

288 Tampons/Binden x 40 Jahre = 11.520 Stück

Bei dieser Rechnung ist nicht berücksichtigt, dass ein Teil der Frauen länger und/oder stärker blutet und entsprechend mehr Menstruationsprodukte benötigt und umgekehrt. Auch Schwangerschaften und Stillzeit und anderweitig bedingte “Auszeiten” von der Menstruation haben wir ausgelassen. Dennoch ist es ein realistischer Näherungswert.

Wie viel Müll entsteht durch Einweg-Periodenprodukte?

Wir wollen das Müllaufkommen ebenfalls mit dir berechnen:

Ein Tampon wiegt im Schnitt 4 g, eine Binde im Schnitt 10 g.

Daraus folgt …

… für Tampons: 11.520 Tampons x 4 g = 46.080 g = 46 kg Müll (ohne Verpackungsmüll wie Karton oder Folie)

… für Binden: 11.520 Binden x 10 g = 115.200 g = 115,2 kg Müll (ohne Verpackungsmüll wie Karton oder Folie)

46 kg bzw. rund 115 kg Müll durch Periodenprodukte kommen also pro Frau im Laufe ihres Lebens zustande. Nun gehen wir einen Schritt weiter und ermitteln das Müllaufkommen durch Menstruationsprodukte für die Europäische Union.

In der EU leben (Stand 2021) insgesamt 447 Millionen Menschen. Wir nehmen vereinfacht an, dass die Hälfte davon weiblich ist. Also rechnen wir mit 223,5 Millionen Frauen weiter.

Daraus folgt:

223.500.000 Frauen x 46 kg = 10.281.000.000 kg = 10.281.000 t Müll

223.500.000 Frauen x 115 kg = 25.702.500.000 kg = 25.702.500 t Müll

Nehmen wir nun an, die Frauen nutzen einen Mix aus Tampons und Binden, so lässt sich ein vereinfachter Durchschnittswert für das Gesamtergebnis ermitteln:

(10.281.000 t + 25.702.500 t) : 2 = 17.991.750 t Müll 

Alle menstruierenden Frauen/Menschen der EU zusammengenommen werden im Laufe ihres Lebens die enorme Menge von 17.991.750 t Müll produzieren, wenn sie Einweg-Periodenprodukte nutzen. Diese Millionen Tonnen Müll sind ein echtes Problem …

Menstruationsprodukte bestehen überwiegend aus Plastik

… denn der Müllberg aus Tampons und Binden ist nicht nur gewaltig, sondern er besteht überwiegend aus Plastik. Kunststoff braucht mehrere hundert Jahre, um zu verrotten bzw. wird er zu Mikroplastik, das sich auf dem gesamten Planeten verteilt.

Werden Binden und Tampons allerdings im Restmüll entsorgt, was so für diesen Abfall vorgesehen ist, werden sie verbrannt und in seltenen Fällen deponiert. In den Müllverbrennungsanlagen wird aus dem in Menstruationsprodukten enthaltenen Plastik CO2 freigegeben, was das Klima belastet. Auch die aufgewendeten Rohstoffe gehen dadurch unwiederbringlich verloren.

Etwas besser schneiden ökologisch betrachtet Bio-Tampons und Bio-Binden ab. Diese Periodenprodukte sind auch besser für die Gesundheit.

Falsche Entsorgung verschärft das Problem

Sehr viele menstruierende Menschen werfen Tampons und sogar Binden einfach in die Toilette und spülen sie weg. Die Gründe dafür sind Unwissenheit, Bequemlichkeit oder Scham. Immer noch ist die Periode für viel zu viele Menschen ein Tabuthema und immer noch findet man auf viel zu vielen Toiletten keinen Mülleimer für Perioden-Produkte, was dazu verleitet, die Periodenprodukte der Kanalisation zu überlassen. Dort können sie Rohrleitungen und Pumpen verstopfen, zusätzlich werden auch Klärwerken Aufwand und Kosten verursacht, weil der Müll in den Rechen der Klärbecken hängen bleibt.

Durch die Entsorgung über das Klo gelangen Tampons und Binden allerdings auch in die Umwelt: Bei Starkregen werden zum Schutz von Kläranlagen Abwässer in Gewässer abgeleitet. So werden Perioden-Produkte mit in die Natur gespült, was Tiere gefährdet und Lebensräume verdreckt.

Welche Alternativen gibt es zu Perioden-Einwegprodukten?

Natürlich sind wir nicht die ersten, die das Müllproblem durch Menstruations-Einwegprodukte erkannt haben. Findige Menschen haben aus diesem Grund nachhaltige Alternativen entwickelt, die kaum Müll verursachen – und jeder Frau im Laufe ihres Lebens hohe Kosten im Tausenderbereich ersparen können. Zu diesen alternativen Periodenprodukten gehören Stoffbinden, Menstruationsunterhosen und Menstruationstassen. Wir stellen dir diese Produkte, ihre Anwendung und Vor- und Nachteile vor:

Stoffbinden und Stoff-Slipeinlagen

Wer bisher Einwegbinden getragen hat, kann auf waschbare Stoffbinden und Stoff-Slipeinlagen aus Baumwolle umsteigen. Sie werden wie Wegwerf-Binden in das Höschen gelegt und mit Flügeln und Druckknopf fixiert. Sie fangen Menstruationsblut zuverlässig auf und sind in verschiedenen Größen und Ausführungen passend für die persönlichen Bedürfnisse zu kaufen. Nach dem Wechseln werden Stoffbinden kurz kalt ausgespült und mit anderer Wäsche gewaschen. Am besten sind Stoffbinden aus Bio-Baumwolle.

Pro Stoffbinden / -slipeinlagen

  • kein Müll durch Wiederverwendung
  • angenehmes, atmungsaktives Tragegefühl
  • kein Plastik auf der Haut und weniger Geruchsbildung
  • können kostengünstig selbst genäht werden (Anleitungen findest du im Internet)
  • lange Nutzungsdauer von mehreren Jahren bis Jahrzehnten

Contra Stoffbinden / -slipeinlagen

  • beim Kauf kurzfristig höhere Anschaffungskosten
  • sind dicker als dünne Einweg-Binden und tragen mehr auf, was zu Schwitzen führen kann
  • sie müssen unterwegs nach dem Wechsel verstaut und mit nach Hause genommen werden
  • kaltes Auswaschen vor dem Waschen in der Waschmaschine ist etwas aufwändig

Menstruationsunterhose

Diese Unterhöschen werden auch Periodenslips genannt, die du wie gewöhnliche Unterhosen trägst. Sie besitzen im Schritt eine eingenähte, stark saugfähige Einlage aus mehreren Schichten. Für ein trockenes Gefühl wird das Periodenblut in das Innere dieser Einlage geleitet. Darunter befindet sich eine Membran, damit das Blut nicht durch die Periodenunterwäsche durchdrückt und auf der Oberbekleidung Flecken hinterlässt. Menstruationsunterhosen werden nach dem Tragen kurz kalt ausgewaschen und können mit der normalen Wäsche in die Waschmaschine.

Pro Menstruationsunterhose:

  • sie sind bequem zu tragen 
  • es gibt sie in vielen Ausführungen, optisch ansprechend und nicht von normalen Höschen zu unterscheiden
  • sie können je nach Ausführung relativ viel Periodenblut aufnehmen
  • sie sind sehr gut für junge Mädchen geeignet, weil sie unkompliziert zu verwenden sind
  • ideal für die schwachen Tage der Regel

Contra Menstruationsunterhose:

  • relativ hohe Anschaffungskosten beim Kauf, weil mehrere zum Wechseln benötigt werden (20-40 Euro pro Höschen)
  • das Wechseln erfordert mehr Aufwand beim Umziehen
  • ein Wechsel unterwegs bedeutet, die gebrauchte Menstruationsunterhose in einer Tasche mitzunehmen

Menstruationstasse

Die Menstruationstasse, auch Menstruationskappe genannt, wird in die Vagina eingeführt. Dort fängt sie das Periodenblut auf, bis sie voll ist oder ein Wechsel ansteht. Danach wird sie entleert, gereinigt und erneut eingeführt. 

Die Menstruationstasse wurde bereits im Jahr 1937 von der US-Amerikanerin Leona Chalmers als Gummikappe entwickelt. Leider konnte sie sich lange Zeit nicht durchsetzen. Die Periode war noch deutlich tabuisierter als heute und die Anwendung schreckte Frauen ab. Außerdem drängten die bequemen Einwegprodukte auf den Markt.

Menstruationstasse, nachhaltiges Periodenprodukt
Menstruationstasse, nachhaltiges Periodenprodukt

In den 2000er Jahren kamen die ersten Menstruationstassen aus sicherem, medizinischem Silikon auf und seit den letzten 10 Jahren begeistern sich immer mehr für das alternative Periodenprodukt. 

Pro Menstruationstasse: 

  • lange verwendbar (5-10 Jahre)
  • geringe Anschaffungskosten (rund 20-30 Euro)
  • kaum Müll (Verpackung beim Kauf, endgültige Entsorgung)
  • besteht (meist) aus unbedenklichem, medizinischem Silikon
  • kein Austrocknen der Scheidenwände wie bei Tampons, dadurch auch an schwachen Tagen angenehm zu tragen
  • fängt das 2-3fache eines Tampon-Fassungsvermögens auf
  • sauberes Gefühl und kein störendes Rückholbändchen
  • mehr Freiheit, beispielsweise ist Schwimmen problemlos damit möglich
  • Tragezeit von bis zu 12 Stunden (besser sind 6-8 Stunden, in Ausnahmefällen ist länger möglich)

Contra Menstruationstasse:

  • es muss die passende Menstruationstasse unter den verschiedenen Ausführungen gefunden werden
  • es muss sich mit dem eigenen Körper beschäftigt werden
  • es kommt zu Kontakt mit Periodenblut beim Leeren und Auswaschen der Menstruationstasse
  • die Menstruationstasse ist für viele junge Mädchen durch die Größe und das Einführen (psychisch) noch nicht geeignet
  • sie muss nach jeder Periode aus hygienischen Gründen ausgekocht werden

Nachhaltig menstruieren – weniger Müll, deutlich geringere Kosten

Nachhaltige Produkte für die Menstruation sind eine tolle Möglichkeit, verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umzugehen und weniger Abfall zu produzieren. Zusätzlich sind die Alternativen unter den Periodenprodukten nicht unbequem und teuer, sondern sparen enorm viel Geld und der Aufwand für die Verwendung hält sich stark in Grenzen. Außerdem sollte bei der Entscheidung pro und contra nachhaltige Periodenprodukte einfließen, dass herkömmliche Tampons und Binden oft mit Schadstoffen belastet sind. Diese gelangen (jeden Monat für mehrere Tage!) über die Schleimhäute in den Körper und können die Gesundheit negativ beeinflussen.

Falls du Menstruationsprodukte benötigst und noch nicht auf umweltschonende Alternativen umgestiegen bist, bedenke bitte, dass auch ein Mix aus nachhaltigen Produkten und herkömmlichen Binden und Tampons möglich ist. So wird das Müllaufkommen immerhin etwas reduziert.

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