Wühlmäuse – kleine, gedrungene Nager – sind in Deutschland weit verbreitet und leben oft im Verborgenen. Ihr Ruf ist zwiespältig, denn obwohl sie den Boden belüften und als Beute für viele Raubtiere dienen, können sie auch erhebliche Schäden in Gärten und landwirtschaftlichen Flächen verursachen. Doch welche Arten gibt es hierzulande, wie leben diese kleinen Nager, und wie sollte man mit ihnen umgehen? Ein genauerer Blick auf die Biologie und das Verhalten der Wühlmäuse zeigt, dass sie für das Ökosystem eine bedeutende Rolle spielen.

Verschiedene Wühlmausarten in Deutschland

In Deutschland sind vor allem drei Wühlmausarten verbreitet, die teilweise auch in Gärten vorkommen:

  • Die Feldmaus (Microtus arvalis) ist die am häufigsten vorkommende Wühlmausart und bevorzugt offene Landschaften wie Wiesen und Felder. Sie kann jedoch auch gelegentlich in Gärten auftauchen. Feldmäuse ernähren sich von Gräsern, Kräutern und manchmal auch Wurzeln, was zu Schäden an Gartenpflanzen führen kann. Bei optimalen Bedingungen kann die Population stark anwachsen.
  • Die Rötelmaus (Myodes glareolus) lebt meist an Waldrändern, Hecken und Gebüschen. Mit ihren rötlich-braunen Fellpartien ist sie leicht zu erkennen. Rötelmäuse kommen nur selten in Gärten vor, können aber bei dichter Bepflanzung mit Sträuchern oder Bäumen in Randbereichen auftreten.
  • Die Schermaus (Arvicola terrestris), auch als Große Wühlmaus bekannt, ist die Art, die am häufigsten in Gärten anzutreffen ist, besonders in feuchten Böden und in der Nähe von Gewässern. Sie bevorzugt Wurzeln und Knollen und kann daher erhebliche Schäden an Nutzpflanzen, Obstbäumen und Wurzelgemüse verursachen.

Diese Wühlmausarten unterscheiden sich in ihrem bevorzugten Lebensraum, ihrer Ernährung und ihrem Verhalten. Dennoch sind sie alle auf eine grabende Lebensweise und unterirdische Gangsysteme spezialisiert, was sie zu effektiven Bodenbewohnern macht, die den Boden auflockern und durchlüften – auch wenn sie gelegentlich unerwünschte Schäden anrichten.

Biologie und Lebensweise der Wühlmaus

Anatomie und Anpassung an das Leben unter der Erde
Wühlmäuse haben einen kompakten Körperbau, mit kleinen Augen und Ohren sowie einem kurzen Schwanz. Ihre Zähne wachsen kontinuierlich nach, da sie durch das Nagen an Wurzeln und Knollen stark abgenutzt werden. Ihre Vorderpfoten sind weniger kräftig als die des Maulwurfs, jedoch immer noch bestens geeignet, um Gänge zu graben und sich in der Erde fortzubewegen.

Lebensraum und Gangsysteme
Die Gangsysteme der Wühlmäuse liegen meist knapp unter der Erdoberfläche. Sie umfassen kilometerlange Tunnel, in denen die Tiere sich verstecken, Nahrung lagern und Junge aufziehen. Diese Tunnel sind oft durch Erdhaufen sichtbar, ähnlich wie bei Maulwürfen, wobei Wühlmaushügel flacher und oft weniger regelmäßig sind. Ihre Gänge bieten Schutz vor Raubtieren und dienen als Vorratslager, vor allem in den kälteren Monaten. In härteren Wintern können sie sich in tiefere Schichten zurückziehen, um der Kälte zu entgehen.

Nahrung und Ernährung
Als Pflanzenfresser sind Wühlmäuse vor allem auf Gräser, Kräuter, Wurzeln und Knollen spezialisiert. Besonders problematisch ist ihr Appetit auf Wurzelgemüse und Blumenzwiebeln, was Gärtner oft zur Verzweiflung bringt. Sie befallen leider auch Gemüsebeete und Obstplantagen, wo sie die Wurzeln anfressen und so das Wachstum der Pflanzen gefährden. Dennoch tragen sie auch zur Verbreitung von Samen bei und fördern so die Pflanzenvielfalt, da viele Samen über den Kot der Tiere verteilt werden.

Ökologische Bedeutung der Wühlmaus

Wühlmäuse sind nicht nur potenzielle Schädlinge, sondern spielen auch eine bedeutende Rolle im Ökosystem:

  • Bodenbelüftung und Bodenstruktur: Durch ihre Grabtätigkeit lockern Wühlmäuse den Boden auf, was die Bodenbelüftung fördert und zur Wasseraufnahme und -verteilung beiträgt. Dies wirkt sich positiv auf das Bodenleben und die Fruchtbarkeit des Bodens aus.
  • Nahrungsquelle für Raubtiere: Wühlmäuse sind eine wichtige Beute für viele Raubtiere wie Füchse, Greifvögel und Schlangen. Ihre hohe Fortpflanzungsrate stellt sicher, dass genug Nahrung für diese Tiere zur Verfügung steht. Auf diese Weise tragen Wühlmäuse zum Erhalt des ökologischen Gleichgewichts bei.
  • Einfluss auf die Vegetation: Indem Wühlmäuse bestimmte Pflanzen fressen, können sie die Zusammensetzung der Pflanzenarten in ihrem Lebensraum beeinflussen. Sie verhindern unter Umständen das Überhandnehmen bestimmter Pflanzen und fördern so die Diversität der Vegetation.

Interessante Fakten über Wühlmäuse

  • Hohe Fortpflanzungsrate: Wühlmäuse können sich enorm schnell vermehren. Ein Weibchen kann pro Jahr bis zu fünf Würfe mit jeweils vier bis sechs Jungen aufziehen. Diese erreichen nach etwa zwei Monaten die Geschlechtsreife, was die Population schnell anwachsen lässt.
  • Populationsschwankungen: Die Anzahl der Wühlmäuse schwankt stark und kann alle drei bis fünf Jahre dramatisch ansteigen, was zu regelrechten „Wühlmausjahren“ führt. Diese Zyklen sind auf verschiedene Umweltfaktoren wie Klima und Futterverfügbarkeit zurückzuführen.
  • Anpassung an verschiedene Lebensräume: Die Rötelmaus ist besonders anpassungsfähig und lebt nicht nur unter der Erde, sondern klettert auch gerne in niedrige Sträucher und Bäume. Diese Anpassungsfähigkeit trägt zu ihrer Verbreitung in unterschiedlichen Lebensräumen bei.

Video: Wühlmaus oder Maulwurf-Hügel?

Wühlmäuse im Garten – Vorbeugung und Bekämpfung

Vorbeugende Maßnahmen im Garten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Schäden durch Wühlmäuse zu vermeiden oder zu minimieren:

  • Schutzgitter und Körbe: Wurzelschutzkörbe oder -gitter können beim Pflanzen von Bäumen und Sträuchern verwendet werden, um Wurzelschäden zu verhindern.
  • Umgraben des Bodens: Regelmäßiges Umgraben kann Wühlmäuse vertreiben, da sie sich in gestörtem Boden unwohl fühlen.
  • Natürliche Abwehrmittel: Pflanzen wie Knoblauch oder Kaiserkrone sollen abschreckend wirken, da sie einen für Wühlmäuse unangenehmen Geruch verströmen.
  • Natürliche Feinde fördern
    Die Förderung natürlicher Feinde kann helfen, Wühlmauspopulationen im Gleichgewicht zu halten. Die Einrichtung von Sitzstangen für Greifvögel oder das Anlegen von Lebensräumen für Raubtiere wie Wiesel unterstützt diese natürlichen Feinde und kann die Wühlmausdichte auf natürliche Weise verringern.
  • Humanes Vorgehen bei Bekämpfungsmaßnahmen
    Der Einsatz von Giftködern wird oft als Lösung gegen Wühlmäuse empfohlen, ist jedoch aus ökologischen und rechtlichen Gründen problematisch. Giftköder können nicht nur andere Tiere gefährden, sondern auch das ökologische Gleichgewicht stören. Stattdessen bieten Lebendfallen eine Möglichkeit, Wühlmäuse auf humane Weise zu entfernen, allerdings ist dabei Geduld gefragt.

Die Bestandslage der Wühlmaus in Deutschland

Wühlmäuse sind in Deutschland nicht gefährdet und kommen in nahezu allen Regionen vor. Ihre Bestände können jedoch stark schwanken. In einigen landwirtschaftlichen Gebieten gelten sie als Schädlinge, da sie zu Ernteausfällen führen können. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit und hohen Fortpflanzungsrate überleben Wühlmäuse jedoch auch bei Veränderungen ihrer Umweltbedingungen und sind wichtige Tiere für die Biodiversität.

Fazit: Die Wühlmaus als Nützling und Herausforderung

Wühlmäuse sind Teil eines komplexen Ökosystems und tragen durch ihre Bodenarbeit, als Nahrungsquelle und durch ihre Rolle im Pflanzenzyklus zur Natur bei. Trotz der Schäden, die sie in Gärten und Feldern verursachen können, verdienen sie Anerkennung für ihren Beitrag zur Bodengesundheit und zur Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts.


Quellen:

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