Ungebetene Gäste oder heimliche Helden?
Der Herbst steht vor der Tür und mit ihm ein Phänomen, das vielen Menschen einen kleinen Schrecken einjagt: Spinnen, die in unsere Häuser und Keller einziehen. Obwohl einige bei ihrem Anblick erstmal zusammenzucken, sind die kleinen Achtbeiner in Wahrheit faszinierende und nützliche Helfer in unserem Ökosystem.
In diesem Beitrag erfährst du, warum Spinnen im Herbst vermehrt in Häuser kommen, welche Arten in Deutschland am häufigsten auftauchen, welche Vorteile sie haben und wie wir mit ihnen am besten umgehen können.
Warum kommen Spinnen ins Haus, Gartenhäuschen oder in den Schuppen?
Wenn die Temperaturen sinken, suchen viele Spinnenarten nach einem warmen und geschützten Ort, um den Winter zu überstehen. Häuser, Keller, Gartenhäuschen und Schuppen bieten dafür ideale Bedingungen: Es ist warm, trocken und es gibt oftmals Nahrung in Form von anderen Insekten.
Während Spinnen im Sommer eher draußen unterwegs sind, zieht es sie ab dem Herbst ins Hausinnere, um sich vor der Kälte zu schützen. Häufig gelangen sie durch offene Fenster, Türen oder Ritzen ins Innere.
Das mag zwar für einige unangenehm sein, ist aber völlig natürlich. Spinnen sind in der Regel scheu und greifen uns natürlich auch nicht an – sie suchen lediglich einen Platz, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Also kein Grund, in Panik zu geraten.
Welche Spinnen finden wir in unseren Häusern, Gartenhäuschen und Schuppen?
In Deutschland gibt es über 1.000 Spinnenarten, aber nur wenige davon wagen sich tatsächlich ins Haus. Hier sind die vier am häufigsten auftretenden Arten:
- Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica): Diese Spinne, auch Kellerspinne genannt, gehört zu den Trichterspinnen (Agelenidae) und kann leicht mit anderen Arten verwechselt werden. Die Weibchen erreichen eine Körperlänge von bis zu 11,5 mm, während die Männchen bis zu 9 mm groß werden, aber längere Beine haben, die eine Spannweite von bis zu 8 cm erreichen können. Sie sind meist hell-ocker bis braun-grau und besitzen einen rundlichen Hinterleib mit einem Muster aus hellen „Winkelflecken“. Hauswinkelspinnen findet man oft in Kellern, hinter Möbeln und in dunklen Ecken von Häusern und Gartenhäuschen.
- Zitterspinne (Pholcus phalangioides): Die Große Zitterspinne ist durch ihre langen, dünnen Beine und ihre Fähigkeit zu erkennen, sich bei Gefahr schnell zu bewegen, was ihr den Namen „Zitterspinne“ eingebracht hat. Sie ernährt sich hauptsächlich von kleineren Tieren wie Fliegen, Mücken und Kellerasseln, kann aber auch größere Beute wie Winkelspinnen überwältigen. Die Zitterspinne baut ein unregelmäßiges, lockeres Netz, das keine klebrigen Fäden enthält, jedoch extrem elastisch und dauerhaft ist.
- Kreuzspinne (Araneus diadematus): Diese Spinne ist leicht an ihrem charakteristischen weißen Kreuz auf dem Rücken zu erkennen. Sie ist vor allem in Gärten zu finden, zieht sich aber im Herbst auch in Gartenhäuschen oder in Häusernähe zurück. Kreuzspinnen sind beeindruckende Netzbauer und nutzen ihr kunstvoll gesponnenes Netz, um Beute zu fangen.
- Große Winkelspinne (Eratigena atrica): Die Große Winkelspinne ist eine der größten Spinnenarten in Mitteleuropa und gehört ebenfalls zu den Trichterspinnen. Ihr Hinterleib hat einen schmalen, hellen Mittelstreifen und mehrere „Winkelflecken“ an den Seiten. Sie kann mit ihren langen Beinen beeindruckende Geschwindigkeiten von bis zu 50 cm/s erreichen. Die Hauswinkelspinne ist nachtaktiv, baut ein trichterförmiges Netz und ist oft in ungestörten Ecken von Häusern und Gartenhäuschen zu finden.
Vorteile und ökologische Bedeutung
Spinnen sind echte Nützlinge und leisten einen wichtigen Beitrag zur natürlichen Schädlingsbekämpfung. Sie ernähren sich von Fliegen, Mücken, Motten und anderen Insekten, die wir oft als störend empfinden.
Eine einzelne Spinne kann in kurzer Zeit eine beträchtliche Menge an Insekten vertilgen, wodurch sie auf natürliche Weise dazu beiträgt, dass die Anzahl dieser Tiere in unseren Wohnräumen und Gärten reduziert wird. Dank ihrer Jagdmethoden ersparen uns Spinnen den Einsatz von chemischen Insektenschutzmitteln gegen manche Schädlinge – ein Pluspunkt für unsere Gesundheit und die Umwelt.
Insgesamt sind sie wichtig für das ökologische Gleichgewicht in der Natur, aber auch in unseren Wohnungen. Sie regulieren die Anzahl anderer Insekten und sorgen so dafür, dass wir weniger von ihnen belästigt werden.
Was kann man tun, wenn man Spinnen im Haus hat?
Falls du eine Spinne in deinem Haus entdeckst, ist der erste Schritt: Ruhe bewahren. Die meisten Spinnen sind scheu und fliehen bei der geringsten Bewegung – oder bewegen sich keinen Millimeter. Wenn du dennoch eine Spinne entfernen möchtest, kannst du folgendermaßen vorgehen:
- Sanft umsiedeln: Verwende ein Glas und ein Stück Papier, um die Spinne einzufangen und nach draußen zu bringen. Alternativ kannst du sie auch in den Keller, Gartenhäuschen oder Schuppen setzen, wo sie weiterhin ihrem nützlichen Job als Insektenjäger nachgehen kann.
- Fenster und Türen abdichten: Um zu verhindern, dass Spinnen ins Haus gelangen, kannst du potenzielle Zugänge abdichten. Insektenschutzgitter vor Fenstern helfen ebenfalls.
- Keine Chemikalien verwenden: Verzichte auf chemische Mittel, um Spinnen zu vertreiben. Sie sind nicht nur schädlich für die Spinnen, sondern auch für dich und gegebenenfalls deine Haustiere.
Wie kannst du Spinnen helfen?
Spinnen sind ein wichtiger Teil unseres Ökosystems. Hier sind einige Tipps, wie du sie unterstützen kannst:
- Gartenhäuschen und Schuppen als Zufluchtsort: Lass ihnen ein paar Ecken in deinem Gartenhäuschen oder Schuppen. Spinnen finden dort ideale Verstecke und können ungestört ihre Netze bauen.
- Unterschlupf im Garten bieten: Indem du Laubhaufen, alte Äste oder Steine in deinem Garten lässt, schaffst du Lebensräume, in denen sich Spinnen wohlfühlen und vermehren können.
- Vermeide das Töten von Spinnen: Wenn sie dich nicht stören, lass sie einfach gewähren. Sie kümmern sich um andere Insekten und sind eine wertvolle Hilfe im Kampf gegen Mücken und Fliegen.
Fazit: Unterschätzte Helden
Spinnen mögen für viele Menschen unheimlich sein, doch sie verdienen unseren Respekt und unsere Anerkennung. Sie sind effiziente Jäger, die uns auf natürliche Weise von ungebetenen Insekten befreien, und tragen zur Aufrechterhaltung eines gesunden Ökosystems bei. Anstatt sie als ungebetene Gäste zu sehen, sollten wir sie als wertvolle Mitbewohner betrachten, die uns helfen, das Gleichgewicht in unserer Umgebung zu bewahren.
Wenn du also das nächste Mal eine Spinne in deinem Haus entdeckst, erinnere dich daran, dass sie kein Monster ist, sondern ein stiller Held, der nur einen warmen Platz für den Winter sucht.