Der Europäische Maulwurf (Talpa europaea) ist ein bekannter Bewohner unserer Gärten und Wiesen. Obwohl oft als Gartenstörer verschrien, ist er ein wichtiger Teil des Ökosystems und ein nützlicher Helfer im Boden. Dieser Beitrag gibt Einblicke in die Biologie des Maulwurfs, seine ökologische Bedeutung, interessante Fakten und seine Bestandslage in Deutschland.

Biologie und Lebensweise des Maulwurfs

Der Europäische Maulwurf gehört zur Familie der Maulwürfe und lebt in einem Netzwerk aus unterirdischen Tunneln. Er hat sich perfekt an diese Lebensweise angepasst: Seine kräftigen Vorderbeine, die wie Schaufeln geformt sind, helfen ihm dabei, Erdhügel zu schaffen und Gänge zu graben, die manchmal bis zu einem Meter tief reichen. Der Maulwurf ist fast blind, verlässt sich jedoch auf seinen außergewöhnlichen Tast- und Geruchssinn, um Beute zu finden. Seine kleinen Augen sind unter dem Fell verborgen und seine Ohren sind durch Hautlappen geschützt, damit kein Schmutz eindringen kann.

Maulwürfe sind Einzelgänger und verbringen die meiste Zeit allein in ihren Gangsystemen. Der typische Lebensraum des Maulwurfs erstreckt sich über Wiesen, Wälder und – zum Leidwesen einiger – auch Gärten, wo er am häufigsten anzutreffen ist. Seine Hauptnahrungsquelle sind Regenwürmer und Insektenlarven, doch auch Schnecken und kleine Nager stehen auf seinem Speiseplan. Ein einzelner Maulwurf vertilgt täglich eine Menge Futter, die bis zu seinem eigenen Körpergewicht entspricht – etwa 50 bis 100 Gramm pro Tag.

Steckbrief: Europäischer Maulwurf (Talpa europaea)

  • Ordnung: Insektenfresser (Eulipotyphla)
  • Familie: Maulwürfe (Talpidae)
  • Größe: 11 bis 16 cm (Körperlänge), Schwanz ca. 2-4 cm
  • Gewicht: 60 bis 130 g
  • Lebensraum: Ganz Europa außer extrem kalten Regionen; lebt in Gärten, Wiesen und Wäldern in unterirdischen Gängen
  • Aussehen: Schwarzes, dichtes Fell ohne Strichrichtung, kleine Augen unter dem Fell, keine sichtbaren Ohrmuscheln
  • Besonderheiten: Kräftige, schaufelförmige Vorderbeine für das Graben; hohes Hämoglobinvorkommen im Blut, was das Überleben in sauerstoffarmen Gängen erleichtert
  • Ernährung: Insektenfresser, hauptsächlich Regenwürmer, Insektenlarven und Käfer; verzehrt täglich etwa 50-100 g
  • Fortpflanzung: Paarung im Frühjahr; nach ca. 4 Wochen Tragzeit werden 3-6 Junge geboren
  • Lebenserwartung: 4-5 Jahre
  • Aktivität: Ganzjährig aktiv, kein Winterschlaf; im Winter gräbt er tiefer und legt Vorräte aus lebenden, „betäubten“ Regenwürmern an
  • Ökologische Bedeutung: Bodenbelüfter und Schädlingsbekämpfer, wichtig für die Bodenqualität und das Ökosystem
  • Schutzstatus: Geschützt nach dem Bundesnaturschutzgesetz in Deutschland; Umsiedlung nur auf sanfte Weise erlaubt

Interessant: Der Maulwurf erkennt seine Beute durch hochsensible Tast- und Geruchssinne und hat ein erstaunliches, unterirdisches Tunnelsystem, das bis zu 3000 m² umfassen kann.

Ökologische Bedeutung des Maulwurfs

Maulwurf im Loch

Obwohl viele Menschen Maulwürfe als lästig empfinden, tragen sie erheblich zur Gesundheit des Bodens bei. Ihre Grabtätigkeit fördert die Durchlüftung des Bodens und beschleunigt die Zersetzung organischer Stoffe. Durch das Anlegen ihrer Gänge lockern sie die Erde auf und fördern die Wasserspeicherung im Boden, was für Pflanzen von großem Nutzen ist.

Darüber hinaus reduziert der Maulwurf den Schädlingsbestand, indem er sich von Insektenlarven und Käfern ernährt, die ansonsten Pflanzen befallen könnten. Dieser natürliche „Schädlingsbekämpfer“ sorgt so für ein gesundes Gleichgewicht im Garten und reduziert die Notwendigkeit für chemische Pestizide, die man generell besser vermeidet. Der Maulwurf ist ein Beispiel dafür, wie die Natur auf ganz eigene Weise für ein stabiles Ökosystem sorgt, auch wenn sich der Mensch oft daran stören mag.

Fünf interessante Fakten über den Maulwurf

1. Kein Winterschlaf:
Im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren hält der Maulwurf keinen Winterschlaf. Im Winter gräbt er seine Gänge einfach tiefer, um an Nahrung zu gelangen, und legt Vorratskammern mit Regenwürmern an.

2. Feinsinnige Taktik bei der Jagd:
Maulwürfe nutzen ihren hervorragenden Geruchssinn und ihr Gehör, um Beutetiere aufzuspüren, die in ihre Gänge fallen. Selbst die kleinste Erschütterung registrieren sie durch ihre empfindlichen Nasenhaare.

3. Schutz durch das Naturschutzgesetz:
In Deutschland ist der Maulwurf streng geschützt und darf weder getötet noch gefangen werden. Diese Schutzregelung hilft, seine Bestände zu erhalten, da Maulwürfe durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den Verlust naturnaher Gärten bedroht sind.

4. Ein erstaunlicher Verdauungsapparat:
Maulwürfe haben einen extrem schnellen Stoffwechsel und müssen deshalb häufig Nahrung zu sich nehmen. Schon nach zehn Stunden ohne Futter kann ein Maulwurf verhungern.

5. Physische Anpassungen für das Leben im Untergrund:
Der Maulwurf hat ein besonders dichtes Fell, das keine Richtung hat, sodass er problemlos vor- und rückwärts durch seine Tunnel gleiten kann. Außerdem besitzt sein Blut einen hohen Hämoglobingehalt, wodurch er auch bei geringem Sauerstoffgehalt in der Erde gut überleben kann.

Die Bestandslage des Maulwurfs in Deutschland

Die Bestandslage des Maulwurfs in Deutschland gilt insgesamt als stabil, jedoch gibt es einige Bedrohungen. Intensive Landwirtschaft und der Verlust naturnaher Flächen setzen dem Maulwurf zu, ebenso wie die zunehmende Versiegelung des Bodens in urbanen Gebieten. Der Einsatz von Pestiziden kann die Nahrung des Maulwurfs reduzieren, wodurch seine Lebensgrundlage beeinträchtigt wird. Als streng geschützte Art nach dem Bundesnaturschutzgesetz darf er jedoch nicht bejagt werden, was zu seinem Schutz beiträgt. In einigen Regionen ist er dennoch seltener geworden, und Initiativen wie die Beobachtungsprogramme des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) helfen dabei, sein Vorkommen zu überwachen.

Maulwurfshügel im Garten – Fluch oder Segen?

Maulwurfshügel

Viele Gartenbesitzer ärgern sich über die Hügel, die der Maulwurf hinterlässt. Tatsächlich sind diese Hügel ein Zeichen dafür, dass der Boden gesund ist. Wer dennoch die Hügel reduzieren möchte, kann versuchen, den Maulwurf auf sanfte Weise umzusiedeln. Harte Geräusche, wie das Klopfen auf Pfähle im Boden, schrecken ihn ab, da sein Gehör äußerst empfindlich ist. Chemische Mittel sollten niemals verwendet werden, da sie nicht nur dem Maulwurf, sondern auch anderen Lebewesen schaden können.

Maulwurfshügel selbst sind jedoch nicht nur für den Maulwurf nützlich. Die freigelegte Erde ist besonders locker und kann für Gartenbeete genutzt werden. Zudem bietet sie wertvolle Nährstoffe, da sie aus tiefen Bodenschichten stammt. Wer Maulwurfshügel also als natürliche Gartenerde nutzt, profitiert von der Arbeit dieses kleinen Helfers.

Fazit: Der Maulwurf als unverzichtbarer Teil unseres Ökosystems

Der Europäische Maulwurf spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem unserer Gärten und Wiesen. Er trägt zur Bodenqualität und Schädlingsbekämpfung bei, was langfristig die Pflanzenvielfalt unterstützt. Obwohl Maulwürfe im Garten oft als störend empfunden werden, sollte ihre Arbeit wertgeschätzt werden. Wer Maulwürfe in seinem Garten hat, kann sich glücklich schätzen, denn sie sind ein Zeichen für einen gesunden Boden und leisten einen wichtigen Beitrag zur natürlichen Schädlingskontrolle.


Quellen:

  • Naturschutzbund Deutschland (NABU): https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/sonstige-saeugetiere/maulwurf/index.html
  • Umweltbundesamt über den Europäischen Maulwurf: https://www.umweltbundesamt.de/maulwurf-europaeischer
  • Informationen zum Europäischen Maulwurf auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Europäischer_Maulwurf
  • Weitere Informationen zur Biologie und Ökologie des Maulwurfs auf Animalia.bio: https://animalia.bio/european-mole
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